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REZENSIONEN + LESUNGEN + BERICHTE


REZENSION (10/2017). KONKURSBUCH-THRILLER "DER LIBELLENMANN" VON HARALD BRAEM. VON LEÓN WOLFGANG SCHÖNAU.

Lebenskunst mit Drohne auf La Palma

 

Was soll man nicht alles auf den idyllischen Kanarischen Inseln finden ...

 

Sonne, Sand, Strand, Meer oder ersehnte Einsamkeit und Tiefenentspannung. Der Versprechungen, Wünsche und Sehnsüchte gibt es genug. Im literarischen Begleitangebot zu diesen Themen gibt es einiges an empholenen Reisebegleitern – und in letzter Zeit auffällig viele Krimis. Wen das verwundert, dem sei gesagt, dass den zivilisierten mitteleuropäischen Reisenden und Reiseliteraturverzehrer nichts so sehr interessiert, wie die im Dunklen wabernden Machenschaften von Haschischschmugglern, ehemaligen Zucker- oder heutigen Wasserbaronen, Aussteigerwahnsinnstaten, faszinierende Korruptionsverwicklungen des aktuellen kanarischen Alltags, das Mysteriöse tiefer Schluchten der bizarren Inselgebirge, die unergründlichen Schönheiten einheimischer Verführerinnen usw. usw.

 

In diese Mixtur der allein schon spannungsliefernden Vor-Ort-Tatsachen, fällt auch der neu Krimi aus der Konkursbuchverlagsreihe „konkursbuch Thriller“, „Der Libellenmann“ von Harald Braem.

 

Der rote Faden des als Roman angekündigten Krimis ist rasch, und ohne irgendwelche Pointen zu verraten, beschrieben: Der von der Welt preisgekrönte aber enttäuschte Reportfotograf, der wohl sämtliche Konflikt- und Krisenherde worldwide fotografisch erfasste, will aussteigen aus diesem Job. Will seine Ruhe – also irgend etwas anderes, aber Sinnvolles, finden, und landet auf der kanarischen Insel La Palma. Eine neue Auftraggeberin für fotografische Spezialitäten der besonderen Art hat er dort auch schon, Nadja. Nicht nur hat sie dafür die erforderlich reichlich monetäre Ausstattung und ein ansehnliches Haus auf dieser Insel, sie sieht auch noch gut aus und hat zeitgemäßen Sexappeal, der den Exkriegsberichterstatter Hans Bellmann magisch anzieht und Nadja sowohl zu seiner Geliebten und Chefin macht. Allein an dieser Stelle ist bereits gewiss: Das kann doch nicht gutgeh´n ...

 

Als Fortsetzung des dem Fotografen innewohnenden Ex-Paparazzotums erweist sich sein neues, teures, fotografisch und technisch ausgefeiltes Spielzeug der Menschen- oder Naturbeobachtung von oben, eine Foto-Drohne, als DAS corpus delicti, sehr geeignet. Um diese Drohne und ihren romantisierten Begleitnamen „Libelle“ rankt sich demzufolge einiges im Roman – Sie ahnen es, der Protagonist wird folgerichtig „Libellenmann“ genannt. Der Auftrag der Geliebten und Chefin lautet, das fliegende High-Tech-Auge über La Palma kreisen zu lassen, und ihr dafür sensationelle und nie gesehenen Aufnahmen zu liefern, die sie dann für nicht näher genannte Verwendung, allerdings lukrativ, vermarkten will.

 

Und überhaupt wird dadurch der personale Konflikt zwischen den beiden angstachelt: Sie, die kommerziell orientierte, knallhart optimierende, allerdings andererseits Soap-Operas und sogenannte Telenovelas bevorzugende Oberflächendenkerin. Er, der Reflektierte, Nachdenkende, häufig an sich und der Welt Zweifelnde und auch ethisch-moralische Engagierte.

 

Bis jetzt rankt sich der Handlungsfaden vom „Libellenmann“ also, noch gänzlich thrillerfrei, um Liebe zu einer Frau, Liebe zu einer Insel, Vergötterung einer Drohne, Insiderwissen über besagte Insel und die Sinn- und Existenzfragen, wie sie typisch für Aussteiger und Neuanfänger sind.

 

Sehr fundiert und geschickt fängt Autor Braem hier die lokalen Besonder- und Eigenheiten der Insel ein, die sich wohl zu Recht mit dem Beinamen „La Isla Bonita“ schmückt. Seine Kenntnisse und Erfahrungen aus seinen früheren Expeditionen (im realen Leben) als Archäologe auf den Kanaren kommen gut im La-Palma-Kolorit des Buches an. Eingestreute spanische Sprachbrocken, ausführlich ausgemalte Orts- und Landschaftsdetails und Spezialkenntnisse über Urgeschichte der Insel, Kunst und Kultur zeigen den Autor als Kenner und Insider dieser kleinen Atlantikinsel. Wohl mehr aus Überdruss am beauftragten Drohnenjob, an der Beziehungsüberforderung mit der knallharten Chefin und am zunehmend ausfallenden Sex mit seiner unwilliger werdenden Geliebten, als aus Krimidisziplin, begibt sich der „Libellenmann“ spät - fast zu spät für den Roman - nun auf die Spur eines auf der Insel vor ewigen Zeiten stattgefundenen mysteriösen und, natürlich, bis dato nicht aufgeklärten Mordes.

 

Man ist gespannt, nun endlich neben allerhand topografischen Tipps oder sexuellen und anderen emotionalen Nebensächlichkeiten auf den versprochenen Thrillerkern des Buches zu stoßen. Und erfährt: Die Idylle dieser schönen Insel ist trügerisch. Vor zig-Jahren sind Morde passiert, ein Wahnsinniger hat eine wohl pompöse weiße Villa in den unzugänglichen Bergen errichtet. Er hat dabei Menschen schamlos ausgebeutet. Wurde er ermordet? Eine Guanchenmumie taucht auch noch auf, sowohl von Herkunft als auch von hundertprozentig bewiesener Existenz liegt alles im Dunkeln. Lebt er noch, der Hauptverdächtige, Ausbeuter, Drogenschmuggler, flüchtige Rumäne ... namens Dracostin unter den Inselbewohnern? Ein neuer Mord geschieht, wohl im Zusammengang mit damals – nun aber in der Romantatzeitzeit. Der Libellenmann schickt seine Drohnen-Libelle los, Tatorterkundung. Aber nichts genaues weiß man nicht ... Er spürt ein Lager für Resozialisierung in einem entlegenen Waldgebiet der Insel auf. Verdächtige Gestalten allenthalben. Ängste. Nichts Genaues ... Es scheinen diese und jene Zusammenhänge mit dem weit zurückliegenden Mord auf. Erneut: Keine verlässliche Spur, geschweige den Aufklärung. Der letzte Satz des Romans: „Geheimnis schützt sich selbst.“

 

Verwirrt legte der Leser das Buch beiseite. Ein bisschen Lebensgeschichte, ein bisschen Liebesgeschichte, viel La-Palma-Inside, tausend Andeutungen und abgebrochene SpurensucheN, die Eigenheiten eines echten palmerischen baraquito ... das wars. Vom Krimi, geschweige Thriller – für mich leider keine Spur zu entdecken ...

 

Das Buch erschien im Konkursbuch-Verlag Claudia Gehrke

Harald Braem: Der Libellenmann
Krimi, Klappenbroschur. 288 Seiten, zwei farbige Bildstrecken, 12 Euro, ISBN 978-3-88769-559-0.


EINE REZENSION VON LEÓN W. SCHOENAU

María Guttíerrez: "Ein Zittern entwaffnet mich". Kanarische Miniaturen. Originaltitel:"Chilajitos". Erste deutschsprachige Ausgabe. Übersetzt von Barbara Krüger de Quevedeo, Inés Dietrich und Hedda Wortmann. 160 Seiten. Mit historischen s/w Fotos aus dem Privatarchiv María Gutiérrez und anderen Sammlungen. Konkursbuch-Verlag Claudia Gehrke, D-Tübingen. ISBN 978-3-88769-576-7. Als E-Book: ISBN 978-3-88769-580-4.


Auch die kleinste Karte zieht im Leben ...

 

Die Originalfassung dieser kleinen Sammlung meisterlich erfasster kanarischer Alltagspoetik heißt „Chilajitos“. Karten mit dem niedrigsten Wert eines kanarischen Kartenspiels namens Chilajos. Das Kleine und Kleinste besitzt, betrachtet man endlich den Zusammenhange der Biografien und Dinge, größten Wert im Kartenspiel des Lebens.

 

María Gutierréz, eine erfahrene, emanzipierte und engagierte kanarische Schriftstellerin seit Langem, greift in diesem Büchlein in ihre prallvolle Erinnerungskiste: Kindheit, Jungsein, alt und älter werden, plötzliche Schmerzkonfrontationen von Plus bis Minus, sinnliche Erotik, das besondere der Frauenbeziehungen, der fruchtbare, oftmals kurze Moment, Verrat und Tod. Das alles gefasst in Anekdoten oder Shortstories von geringem Zeilenumfang. Deshalb so wunderbar kompakt, überschaubar und prägnant. Das alles noch in besonderem Sinne, weil es die, die das „kanarische Wesen“ schon seit jeher fasziniert, wieder ein Stück näher an die kanarische Seele führen – könnte ...

 

Wenn etwas zurückliegt in einem ansehnlichen Stück Leben, und man erinnert sich so präzise, wie Gutiérrez, nimmt es eine durchaus magische Bedeutung fürs Leben im Hier und Jetzt ein. Aus vielen Geschichten ist es dank Thema und stilistischer Expression unübersehbar zu spüren beim Lesen: Mutter-Großeltern-Geschwister-Gefühle, das oftmals nicht Verstandene im Leben des Kindes, das dennoch sein Lebensglück nicht in Frage stellte. Das Fantastische aus Kindheitserlebnissen ergreift den Leser unmittelbar („Prinzessin und Glocken“). Paradoxe Wendungen oder auch nur kleine Auslassungen in der Vollständigkeit von Schilderungen regen an, unvermittelt selbst weiter zu fabulieren ...

 

Unter der von der Schriftstellerin selbst gewählten Bezeichnung „Miniaturen“ finden sich bezeichnenderweise schnell erfassbare „Kürzestanekdoten“, die in Ihrer Wirkung nachhaltig sind und Reflexionen auf eigenes, möglicherweise ähnliches Erleben aktivieren.

 

Stilistisch sind alle Geschichten nuanciert in Szene gesetzt (hier auch Dank den deutschen Übersetzerinnen!). Das schließt absichtsvoll „gewagte“ Passagen nicht aus, bei denen während der ganzen Geschichtsdramaturgie kein großes Atemholen am Platze sein soll, es aber dennoch, erst mit dem einzigen Punkt des gesamten Textes am Schluss nach 24 Zeilen, ermöglicht wird ... ( „Tada“):

 

So klein das Bändchen auch ist, haben es die Gestalter vom Konkursbuch Verlag doch noch zusätzlich einige historische Schwarz-Weiß-Fotos, mit denen sich die Szenerie des Verbalen gut assoziieren lässt, hinzu gefügt: Welche aus der Familienbildsammlung der Autorin sowie andere historischen Schwarzweißfotos aus Teneriffa.

 

Über die Autorin:

María Gutiérrez versteht sich selbst als „ Lehrerin, Schriftstellerin und poetische Aktivistin“. Sie lehrt an der Escuela Literaria auf Teneriffa und leitet dort auch die Literaturwerkstatt der Frauenbuchhandlung. Darüber hinaus engagiert sie sich in den Alphabetisierungs-Workshops der Kanaren unter dem Motto „Lernen hat kein Alter“. Verschiedene Literaturpreise sind Ausdruck der Wertschätzung ihrer Arbeit, wie z.B. der 1. Preis im Geschichtenwettbewerb „Cuentos Sábor“ 2015. Sie schrieb bereits verschiedene Romane und Erzählungen, wie z.B. ELLAS TAMPOCO SABEN POR QUÉ oder

CON LOS PIES EMPAPADOS.

 

Das vorliegende Buch ist die erste deutsche Übersetzung von „Chilajitos“.

 


Titel der spanischen Originallausgabe


Photo©byLeónWSchönau
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BERLIN/ALEMANIA. 28.05.2016. 19.00 UHR. ASOCIACÓN CANARIAS EN BERLIN/DEITSCH-KANARISCHE GESELLSCHAFT E.V.: KANARISCHE LITERATURNACHT, BERICHT UND FOTOSTRECKE

 

Heitere, poetische, dramatische und abenteuerliche Miniaturgeschichten und historische Bilder zeigen verborgene Seiten der Inseln. Die kanarische Autorin María Gutiérrez liest aus ihrem zweisprachigen Buch „Ein Zittern entwaffnet mich“ literarische Juwelen aus Teneriffa, die Miniaturgeschichten spielen ab der Nachkriegszeit bis heute. Außerdem kurze Texte aus anderen (zweisprachigen) Büchern aus der Kanarische Reihe wie „Canarias“, „Meereslaunen“ und „Wanderurlaub“ Die Veranstaltung ist zweisprachig, spanisch und deutsch. Mit Maria Gutierrez, Barbara Krüger de Quevedo und Verlegerin Claudia Gehrke.

Photo©byLeónWSchönau
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Photo©byLeónW.Schönau
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All photos © by LeónWSchönau


26. NOVEMBER 2014. BERLIN. DEUTSCH-KANARISCHE GESELLSCHAFT E.V. "CANARIAS EN BERLÍN".

"KANARISCHES LESEVERGNÜGEN UND EINE REISE NACH LA PALMA" - EIN VIELFÄLTIGER LESEABEND IN DEUTSCH UND SPANISCH, MIT MUSIK UND WEIN.

Wie versprochen hatte Verlegerin Claudia Gehrke  vom Konkursbuch-Verlag Tübingen als bekennende aficionada canaria  zusammen mit "Canarias en Berlín" zu einem gemütlichen Leseabend in den Vereinssitz der Gesellschaft nach Kreuzberg eingeladen (s.a. auch Einladung unten). Der neblig-kalte Novemberabend

draußen bot innen das erhoffte  kanarische Kontrastporgramm bestmöglicher Erwärmung beim Anschauen  kanarischer historischer Postkartenmotive in einer Bilderschau und beim Zuhören von kanarischen Geschichten aller Art.

 

Im Mittelpunkt des Abends stand der eben neu erschienene Reiseführer "La Palma, Geheimnisse der Insel. Ein Reiseführer durch 12 Monate", geschrieben von der auf La Palma lebenden deutschen Autorin Ines Dietrich. Auf die 12 Monate des Jahres verteilt sind ihre Geschichten, Episoden, praktischen Tipps zum Wandern, die ausgewählte Poesie der Einwohner oder die überaus anschaulich illustrierten Informationen zur Flora und Fauna der "Isla Bonita". Der "Lektüregang", geprägt von den Erscheinungen der jeweiligen Jahreszeiten auf der Insel macht das Buch wirklich zu einem kleinen La-Palma-Insider-Buch, aus dem man kenntnisreich und  - für die eigene Reiseplanung überaus nützlich -  nach den 384 unterhaltsamen Seiten in Text und vielen, vielen sehr schönen Fotos ziemlich aufgeklärt für die nächste persönliche Reisesaison gen Süden, nach La Palma/Canarias,  blickt.

Autorin Ines Dietrich, La Palma, (r.) liest aus ihrem Buch. Links: Verlegerin Claudia Gehrke.
Autorin Ines Dietrich, La Palma, (r.) liest aus ihrem Buch. Links: Verlegerin Claudia Gehrke.

Das zweissprchig aufgelegte Buch "Canarias" ist bereits seit mehreren Jahren ein Geheimtipp für La-Palma-Freunde. Aktualisiert und neu auflegt erscheint es nun wieder, ohne die seit der Erstausgabe wunderbar fundiertren Inhalte, auch Fotos oder künsterischen Zeichnungen u.a.m. authentisch Kanarische zu vergessen. Dort, wo die üblichen Rieseführer aufhören, bei der äußerst reichhaltigen Kultur, Literatur, Kunst der sieben kanarischen Inseln, fängt dieses Buch an und  erschließt einen in den oftmals schillernden, oftmals sehr mystisch anmutenden Kosmos des kanarischen Lebens (wie es ansonsten im Urlaub an uns vorbei zieht). Besonders schön hören sich dabei auch die fürs Buch ausgewählten kanarischen Gedichte an, ob in Spanisch oder in Deutsch. Sie ergreifen einen einerseits in ihrer schlichten und direkten Posie, andererseits weisen  sie einen kräftigen und zupackenden Humor auf, der auch manchen deutschen gestählten Reiseliteraturleser schon ganz schön herzhaft, erbaulich und frohgemut durchütteln kann ...

Der Präsident von "Canrias en Berlín", Nino Díaz, lässt es sich nicht nehmen und rezitiert in Spanisch eine längere Textpassage aus dem Buch "Canarias"
Der Präsident von "Canrias en Berlín", Nino Díaz, lässt es sich nicht nehmen und rezitiert in Spanisch eine längere Textpassage aus dem Buch "Canarias"

Das weite Meer, also der große Atlantik eigentlich, umgibt und bestimmt des Leben der Menschen auf den Inseln, damals wie heute. Natürlich ist es in der kanarischen Literatur nicht nur die fortwährend blaue Kulissse von Schnäppchenurlaubern des Massentourmismus, das wird gern den hochglanzpolierten Reisekatalogen überlassen. Für die Canarios und Canarias ist der Atlantik schlichtweg DIE  Herusforderung und DER Reiz  pur. In allen seinen Launen, von wild bis regungslos. Viele Schicksale und Biografien verknüpfen sich zwischen diesen Kontrasten mit dem Altlántico.


In dem Buch "Meereslaunen. Caprichos de mar" sind viele von Ihnen meisterhaft eingefangen (wieder in bewährter Form: zweisprachig). Die Herausgeberin, Gerta Neuroth, lässt konzentriert kanarische Autoren zu Wort kommen, viele von ihnen hier in Deutschland gänzlich unbekannt. Unter diesen auch die berühmtesten Kanarenschriftseller und Dichter wie  Saulo Torón, Sabat Martín, Rafael Azoarena, Tomás Morales ...  Aus diesem in Blau eingebundenen (und insgesamt grafisch und fotografisch erneut gut gestalteten "Meeresbuch" blieb blieb mir und wahrscheinlich auch vielen Zuhörern besonders die rezitierte Geschichte "Der Atem des Meeres" (" Sólo el mar,serenamente ...") von Víctor Álamo de la Rosa hängen, die zwischen Traum und Wirklichkeit des Fischers Mauro Palomo  spielt und dabei ganz realistisch die (natürlich auch auf den Kanaren geschätzte) Erotik mit dem Glitzern der Sterne und dem Rauschen des Meeres verbindet ...


Elías Rodríguez Sarmiento (Canarias en Berlín) las zur allgemeinen Heiterheit der Zuhörer die Geschichte von Mauro, dem Fischer und Doña Petra, der Frau mit den verlockenden Brüsten, aus Víctor Álamao de la Rosa´s Geschichte "Sólo el mar...", vor.
Elías Rodríguez Sarmiento (Canarias en Berlín) las zur allgemeinen Heiterheit der Zuhörer die Geschichte von Mauro, dem Fischer und Doña Petra, der Frau mit den verlockenden Brüsten, aus Víctor Álamao de la Rosa´s Geschichte "Sólo el mar...", vor.

Es würde das spezielle kanarische Buchsortiment dieses kleinen, so sehr um die deutsch-kanarischen (literarischen) Beziehungen bemühten Verlages nur unvollkommen beschreiben, vergäße man zum Schluss dieses Berichtes etwas zu den zwei schönen historischen Postkartenbüchern "Canarias" zu sagen. Mit den Bänden 1 ( Teneriffa) und 2 (Gran Canaria) schlagen sowohl Sammlerherzen als auch die der allgemeinen  "Immer-Noch-Postkarten-Schreiber" höher.


Schwarz-weiße oder handkolierte Postkartenmotive, erschienen alle um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert, versammeln sich  in aus heutiger Sicht geradzu fantastischen Ansichten von Mensch und fast  unberührter Natur einer Zeit, die für uns heute Lebende nicht mehr erreichbar ist. Gerade das aber macht den Reiz aus, können wir uns doch heute via Ansichten bei Interesse wirklich mal konfrontieren, wie damals die Kanaren waren. Wer zeit und Muße auf seinem kanarenurlaub hat (?) packe sich ein paar Motive "seiner" urlaubsinsel ein und vergleiche (Postkarte in ausgestreckter Hand) einfach mal. Überraschungen dabei  sind allemal garantiert!


Damit sind wir einem neuen  kanarischen "Spielbein"  dieses Verlages näher gekommen, den historischen kanarischen Kalendern. Eine Fortsetzung des "Kontrastgedankens damals - heute" mit anderen Mitteln: Großformatig, A 3, im Querformat und auf  13 Kalenderblättern (mit Titel) erscheinen in der ersten Ausgabe für 2015 im Bildkalender "Die Kanaren, wie sie früher waren ..." historische Postkartenmotive in A 3 erstmals als Monatsbegleiter durch das Jahr. Zusammen mit dem langjährigen Herausgeber von kanarischen Foto-Kalendern  in der EDITIONCANARIAS, León W. Schönau,  ist dieser Kalender entstanden. Ein Textessay am Schluss reflektiert nochmals die lange Postkartengeschichte seit 1869 und argumentiert trotz  des großen digitalen "Postkartenersatzfeldes" der Gegenwart und Zukunft mit: "Die Postkarte ist tot - es lebe die Postkarte!".


Text © by León W. Schönau


BILDERGALERIE KANARISCHES LESEVERGNÜGEN 26.11.2014 BERLIN


WEITERE REZENSIONEN


URLAUBSLEKTÜRE DER "VERTIEFENDEN ART" ...


GEFÄHRLICH SCHÖN

Einblicke in den kleinen kanarischen Kosmos

Von León W. Schönau

Wer sich öfter durch die faszinierende Insel- und Menschenwelt der Kanaren bewegt, wird vielleicht zustimmen, auch bei größtmöglicher Empathie für den Archipel immer ein gehöriges Stück unerklärlich verwundert zu bleiben, ob bei seinen diversen Beobachtungen oder direkten Erlebnissen mit Land und Leuten. Ganz sicher klärt den so aufmerksam gewordenen Kanarenbesucher nun ein kleiner Band kanarischer Inselerzählungen der beiden wohl bekanntesten Schriftsteller Arozarena und de Vega (beide aus Teneriffa) in dieser Beziehung etwas besser auf ... Und für alle, die das erste oder zweite Mal diese Inselwelt besuchen, könnte „Der Rabe von Samarine“ auch ein guter literarischer Einstieg in die Tiefen des kanarischen Wesens werden ...

 

Mit den im Band „Der Rabe von Samarine“ enthaltenen 12 Erzählungen Arozarenas (1923 – 2009) und den 7 Geschichten Issac de Vega´s (geb. 1920) wird einem der ganze inseltypische Kosmos zwischen umtostem Vulkangestein, weiten Stränden, engen Tälern, Sonnenhitze und Sternenpracht eröffnet. Dazu die impulsiven, offenen wie verschwiegenen Menschen, wie sie naturnah oder –fern, manchmal ganz rational aber oftmals heftig emotional und durchaus ziemlich mystischen agieren. So bekommen auf diese Art der spannungsreich beschriebenen Begegnungen zwischen Mensch und Natur diese und jene unerklärlichen Widersprüche ihre plausiblen Erklärungen oder - wir bleiben manchmal so ratlos zurück, wie wir in die Geschichte eingestiegen sind.

 

Hinzu kommt, dass vieles, das wohl in den fünfziger, sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts spielt, uns zwar von den Härten, Entbehrungen, der oftmals überwältigenden Einsamkeit der Szenerie zwar wie Naturromantik vorzukommen scheint, wir uns aber dann durchaus deutlich erinnern, diese und jene Spuren davon auch noch heute im Leben der Einwohner zu erkennen. Gerade das macht dieses Erzählbuch so erklärend für den heutigen aufmerksamen Kanarenreisenden, der fernab des Touristentrubels etwas mehr von den Kanareninseln mitnehmen möchte als nur seinen Sonnenbrand ...


Rafael Arozarena, Isaac de Vega:

Der Rabe von Samarine

Ausgewählt, aus dem Spanischen übersetzt und mit einem Vorwort versehen von Gerta Neuroth

Konkursbuch Verlag Claudia Gehrke, Tübingen, 2012

ISBN 978-3-88769-779-2

http://www.konkursbuch.com/


Das Erzähltalent Arozarena nimmt uns mit über „seine“ Inseln und wir streifen mit ihm durch uns Bekanntes, aber auch Unbekanntes.

 

In „Grenzen“ fasziniert die detailreiche Beobachtungsgabe einer auf den ersten Blick fast bedeutungslosen Handlung zwischen Vater und Tochter am Strand. Eine vom Mädchen begehrte Muschel eines Jungen am Meer nimmt über sommerliche kindliche und erwachsene Reflexionen schließlich doch ihren Weg in ihre Hand.

 

Der Name „Papagayo“, so heißt der bekannteste Strand im Süden Lanzarotes, wird zum Schlüsselwort für überaus intensiv miteinander verwobenen Erzählpassagen, Assoziationen und Reflexionen, über elf Druckseiten, ohne Punkt und Komma geschrieben. Und es ist in diesem raffiniert ineinander verschränktem Erzählstrom alles dabei, das Bilder belebt, die zum fulminanten Gesamtgefühl beim Lesen bis zum auflösenden Schlusspunkt beitragen: Fantastisch! Hier mischen sich im wahrsten Sinne malerische Impressionen (Yvette, die Malerin) opulent schildernd ins Meeresrauschen ein, wird schillernd klares Tiefenwasser in den Farbnuancen beim Papageiengefieder wiederentdeckbar, kommen Fischer, Leuchttürme, Fische, Angeln und Köder ins Spiel, blitzen erotische Gefühle zu schönen Frauenkörpern auf, verbunden mit Sternen- und Blütenvergleichen ... Skurril und merkwürdig, auf der einen, faszinierend gerade deswegen, auf der anderen Seite ...

 

So zieht uns Azoarena mit weiteren Geschichten in die Begebenheiten seiner stark individuell geprägten Protagonisten hinein. Zum Beispiel mit Der Garten des Herrn Niemand“, „Auf der Durchreise“ oder „Der merkwürdige Fall des Steuermanns“. Märchenhaft real (und „typisch kanarisch“, wie heute, möchte man sagen) geht es in „Dornröschen im Museum“ zu. Doña Blanca, eine einstmals zu Ruhm und Ehre des Dorfes geschaffene künstlerische Skulptur, erliegt ihrem Schicksal. Die kanarische Volksseele hat gesprochen. Die bildhauerisch betonten weiblichen Körperformen der Doña provozierten zu sehr. Sie wird verhüllt. Frühere und derzeitige Dorfbürgermeister spielen eine Rolle, caballeros tauchen auf, die Dorfmoral als solche ... Ein Fingerzeig in die heutige Zeit ist durchaus gewollt.

 

In der Titelerzählung des Buchs, „Der Rabe von Samarine“, ist viel zum Thema Einsamkeit und Mystik in der Gebirgswelt des Anaga im Norden Teneriffas zu spüren. Eine Familie, Mann (der Schriftsteller als Icherzähler), Frau, zwei Kinder, zeltet im Grund eines barranco, eines der typischen tiefen Felseinschnitte in den kanarischen Gebirgen, auf dem ehemaligen Sandbett eines Flusses. Alles ganz normal. Zunehmend aber wird es rätselhafter. Zunächst die Natur, Pflanzen und Bäume, Himmel werden gefährlich intensiver wahrgenommen. Dann das Auftauchen der „Alten“, mit „Augen, wie ein Raubvogel“ ... Dann der Rabe ... Plötzlich verbindet sich für alle Camper, die von der Alten zitierten magischen Erscheinungen miteinander: ihre Heilslehren und ein Ziegenknochen, den sie in das Zelt hängt. “Euch wird nichts zustoßen ...“ Gerade das aber scheint zu geschehen in der folgenden Nacht und alle sind irritiert. Als der Rabe erneut auftaucht, ist er der schwarze Vogel, der die Mädchen anstarrt, sein „Kraa, Kraa“ verunsichert über alle Maßen. Die Lösung ist schließlich ein hilfloser Gewaltakt, der nichts an der menschlichen Ängstlichkeit ändern kann.


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Issac de Vega, Freund Arozarenas und von diesem zeitlebens bewundert, besitzt ähnlich dichte und intensive Naturbeziehungen wie sein Schriftstellerkollege, ihn zieht es hinaus in die Weite, er wandert auf alten Ziegenpfaden, streift nur Dörfer und Städte nur am Rande, lebt in der Bergwelt – dort sucht er auch seine innere Freiheit.

 

Gerta Neuroth schreibt in ihrem Vorwort zum Buch treffenderweise von den Antihelden, die de Vega in seinen Erzählungen durchweg interessieren.

 

In „Apfelsinenmond“ schlägt sich ein Mann durch sein Leben, nach einer bis zum Absurden ins Erzählerisch-Dramatische gesteigerten Klimakatastrophe eines extremen Kälteeinbruchs mit Eis, Schnee und hohen Minusgraden auf den Inseln. Dass diese Geschichte eines Leidens mit der Verzauberung, Felsinschriften in seiner zeitweiligen Wohnhöhle entdeckt zu haben, einhergeht, gibt den Reflexionen philosophische Tiefe und Paradoxie zugleich.

 

Protest und Zurückweisung des Protests, gepaart mit der nachfolgenden Krise des Menschen und Infragestellung der eigenen Nützlichkeit für die Gesellschaft wird in „Der Protest“ pointiert und mit kafkaesken Zügen porträtiert.

 

„ljuana“, ein Ort im Anaga-Gebirge, gerät gleich zwei Mal zum Erzählbezug im Buch. Einmal eröffnet sich mit einem sprachlich-stilistisch eindrucksvoll und sensibel gehaltene Naturreflexion dem Leser den Weg zu einem tagoror, jenem altkanarischen Platz der Beratung und Rechtssprechung der Guanchen, den Ureinwohnern Teneriffas (in: „Beschwörung in Ijuana“). Ein andermal geht es um den Platz des Menschen in der Natur: Das Hirtenleben, Begegnungen mit den Tieren, nächtliche Gedanken am Feuer ...

 

Die Erzählung „Die Festung“ ist abschließend besonders hervor zu heben, weil auch die Kanaren ihr „Sisyphos-Thema“ haben und es hier gut zum Ausdruck kommt: Ein Mann will sich seine „Fata Morgana“ schaffen – ein Bauwerk zwischen „Wehrburg“ und „Kathedrale“. Schwere Basaltklötze werden gestemmt. Die Geschichte nimmt an Deutungstiefe zu, als eine Frau auftaucht – und wieder verschwindet. Man/n ringt um Existenz, es wird immer schwerer, dennoch macht man weiter, weil es „weitergehen“ muss ...


EIN FENSTER INS UNIVERSUM!

BUCHINFORMATION | INFORMATION ABOUT A BOOK

Ein Fenster ins Universum – atemberaubend!

Ein Leitfaden zum Kennenlernen der Observatorien auf dem Roque de los Muchachos (No-Fiction), von SHEILA M. CROSBY

A breathtaking window on the universe: A guide to the observatory at the Roque de los Muchachos (No-Fiction), BY SHEILA M.CROSBY


Titel und Rückseite des soeben erschienen Buchs von Sheila M. Crosby
Titel und Rückseite des soeben erschienen Buchs von Sheila M. Crosby

DEUTSCH

 

Willkommen auf dem Roque de Los Muchachos (La Palma), wo 15 Teleskope aus 19 Nationen "den besten Nachthimmel in Europa" und den Kosmos erforschen. Finden Sie heraus, wie es sich in dieser Welt über den Wolken arbeitet. Erfahren Sie mehr darüber welche Aufgaben jedes der Teleskope hat, wie sie funktionieren - und ein wenig von dem, was mit den Teleskopen entdeckt wurde.

 

Sheila Crosby kennt die Observatorien dort gut. Sie arbeitete dort als Ingenieurin fast 12 Jahre lang und war führte drei Jahre lang als Guide Hunderte von Touristen, Journalisten und Studenten durch die Sternwarten

 

Dieses Buch ist mehr für die breite Öffentlichkeit als für professionelle Astronomen geschrieben, mit über 120 Fotos und Diagrammen sowie einem vollständigen Glossar aller Fachbegriffe für Laien.

 

137 Seiten mit Anhängen.

 Zur Zeit nur als englischsprachige Ausgabe. Spanisch in Vorbereitung

 Der empfohlene Verkaufspreis im Buch- bzw. Zeitschriftenhandel beträgt € 15,00.

 

Wird das Buch aber über Sheilas Website

http://dragontree.sheilacrosby.com/blog/products-page/

gekauft kostet es nur 12 € + Porto und Verpackung.

 

Der Gesamtpreis inklusive Porto und Verpackung beträgt beim Versand von La Palma  aus im Einzelnen:

 - nach Spanien: 14,50 €

-  nach Europa: 18,50 € (ca. £ 15)

-  und in den Rest der Welt: 22 € (ca. $ 28,50)

 

ENGLISH

 

Welcome to the Roque de Los Muchachos (LA PALMA), where 15 telescopes from 19 nations use the best night sky in Europe to explore the cosmos. Find out what it’s like to work in this strange world above the clouds. Learn about each telescope, how they’re run, and a little of what they’ve discovered.

 

Sheila Crosby knows the observatory well. She worked there as an engineer for nearly 12 years, and has been a tour guide there for three, showing hundreds of tourists, journalists and students around.

 

This book is written for the general public rather than professional astronomers, with over 120 photos and diagrams, and a full glossary of all the technical terms for non-geeks.

 

The recommended retail price is €15, but books bought through Sheila´s website

http://dragontree.sheilacrosby.com/blog/products-page/

will cost just 12€ + P&P.

Full price including post and packing (sent from La Palma):

To Spain: 14.50€


To the rest of Europe: 18.50€ (about £15)


Rest of the world: 22€ (about $28.50)

Etwas über die Autorin


Sheila stellt sich hier selbst kurz mal vor (Übersetzung aus dem Englischen)

 

" Ich wuchs in Leeds auf, absolvierte ein Ingenieurstudium in Newcastle upon Tyne und arbeitete als Programmiererin in Wales, bevor ich im Jahre 1990 eine Arbeit am Observatorium aufnahm.

 

Irgendwo zwischen dem Flugzeug und der auf dem Rollfeld des Flughafens entdeckte ich meine Liebe zu den kanarischen Inseln. Ein Jahr später verliebte ich mich in einen Palmero, den ich am Isaac Newton Teleskop auf der herzförmigen Insel, unter dem Sternenhimmel, kennenlernte ....

 

Nachdem meine Arbeitsstelle nach 12 Jahren am Observatorium wegfiel, blieb ich auf La Palma und wurde „Sternen-Führerin“.

 

Heute biete ich für Reisegruppen regelmäßige Führungen durch das Observatorium an, in dem ich so lange gearbeitet habe.

 

Und selbst nach 21 Jahren auf der Insel sehe ich in den Sternenhimmel über La Palma und denke:" Wow, ich muss am Samstag nicht nach Hause fliegen. Ich lebe hier!"

 

Sheila hat bereits über 40 Kurzgeschichten geschrieben.In ihrem Blog, http://lapalma-island.com, schreibt sie über La Palma, in einem anderen, http://starisland.co.uk, über den Sternenhimmel darüber.


LITERARISCHE KANARISCHE NACH BEI "CANARIAS EN BERLÍN" 2012

Der Konkursbuch Verlag am  08.06.2012 zu Gast in Berlin

La noche literaria bei "Canarias en Berlín" 

Um es gleich vorweg zu nehmen, die Vereinsräume der Deutsch-Kanarischen Gesellschaft „Canarias en Berlín“, füllten sich schon weit vor dem offiziellen Beginn erheblich. Von den üblichen „zwei kanarischen akademischen Vierteln“ konnte keine Rede sein. Verein und Konkursbuch Verlag Tübingen kamen angesichts des diesjährigen Regionalfeiertags der Kanaren zusammen, um Mitliedern und Gästen einen Einblick in die hierzulande gänzlich unbekannte kanarische Literatur zu ermöglichen.

 

Also versprach es ein Abend zu werden, um die wegen Sonne, Strand und Meer vielfach gepriesenen Kanarischen Inseln auch einmal von einer anderen, ihrer kulturellen Seite, kennen zu lernen: Literarisch mit Lesungen, visuell mit der Präsentation historischer Fotos, musikalisch- und natürlich bei einem Glas Wein und weiteren Gesprächen.

 

Der Präsident der Gesellschaft, Manuel Gómez Ruiz, begrüßte die literarische neugierige Gästeschar denn auch zunächst mit kleinen Verweisen auf die Historie des Feiertags. und vergaß auch nicht humorvoll anzumerken, dass Sonne, Strand und Meer der Kanaren bereits seit langem entdeckt seien, aber Literatur, Kunst und Musik noch darauf warteten.

 

Und tatsächlich ging es dann auch an diesem kanarischen Leseabend in u.a. in Kurzgeschichten und Gedichten um literarisch nacherlebbare Meereslaunen, dramatisch geschilderte Überfahrten... Archaische, von Vulkanen geprägte Landschaften erstanden im Geiste, vom inneren Feuer der Erde geprägt und von den Winden, die auch nicht immer elysisch sind ... Das reizvolle dieser Insiderlesungen kanarischer Literatur bestand vor allem darin, mehr von den Eigenarten der Inselbewohner kennen zu lernen. Und so waren gleichermaßen schwärmerische Symbolik, romantische Assoziationen als auch harte und ungeschminkte Realitätsschilderungen zu vernehmen. Das allerdings geriet wunderbar authentisch, gleichermaßen in Deutsch und in Spanisch, so dass es den Spanischkundigen deutschen Mitgliedern des Vereins und den Gästen möglich wurde, die Poetik beider Sprachen direkt zu vergleichen. Aber auch für absoluten „Nichtspanier“ unter den Zuhörern war der Reiz des literarischen „Lokalkolorits“ der Inseln direkt zu spüren.

 

Als bevorzugte Kanaren-Bücher des Verlages erwiesen sich an diesem Abend vor allem das „Kanarische Lesebuch“, ein Prachtband von über 500 Seiten, reich bebildert, aber eben auch eine Fundgrube von wirklich maßgeblichen kanarischen Autorinnen und Autoren, wie Elsa López, Luis Alemany, Rafael Arozarena, Pedro García Cabrera, Alicia Llarena, Petronio Pérez Pulido, natürlich Miguel de Unamuno und vieler anderen.

 

Dem Buch „ Caprichos de mar/ Meereslaunen“   entstiegen über vorgelesene Gedichte von Saulo Torón zum Beispiel die „Verzauberten Muscheln“. Spannend wurde es beim Text von Austin Diáz Pacheco „El huracán“, als eben den Hurrikan losbrach und auf sagenhafte Weise wieder besänftig wurde, das allein in einem leidenschaftlichen spanischen Vortrag von Carmelo Molina, dem Sekretär des Vereins, mit zu verfolgen war ein Genuss.

 

Vergessen wir nicht, dass Claudia Gehrke, selbst begeisterte Kanarenfreundin, es seit langem verstanden hat, in ihr kleinen aber feinen Verlagskollektion der Kanarenbücher sowohl auf die Texte als auch auf die Bilder zu achten. Viele der Bücher sind mit exzellenten Fotos von Inseln und Leuten ausgestattet. Auch präsentieren bekannte Künstler der Kanaren Grafiken, Zeichnungen, Malerei und Plastik (herausragend in dem schon erwähnten „Kanarischen Lesebuch“). Und so kommen die Leseabendbesucher parallel über eingespielte Hintergrundbildprojektionen noch in den Genuss, sich Motive längst vergangener Inselzeiten von alten Postkarten an sich vorüber ziehen zu lassen.

 

Ja, „Postkartenbücher“, wo gibt es sonst noch einmal so etwas? Sicher, es werden die Liebhaber der Kanaren angesprochen, von den aus den Büchern heraustrennbaren Ansichten historischer Motive (es gibt sie bis jetzt von Teneriffa und Gran Canaria). Aber für viele andere vielleicht auch ein Anreiz, sich über diese Karten mit der Historie der Kanaren zu beschäftigen.

 

Zum Höhepunkt des Abends gerieten zweifellos vorgetragene sogenannte Coplas, als Steigreif- Lieder, in einer Version, man sie in Agüimes, GC, ja SANG. Beim Literaturabend blieb es beim reinen Text, der jedoch, im Dialog von zwei Sprechern vorgetragen. Reizvoll genug war, um mit dem Beifall der Zuhörer angefeuert zu werden. Im Spanischen hörte sich eine (kurze) Passage so an:

 

„Sea lo que Dios quisiere > lo que Dios quisiere sea;

se el galán a la dama > la dama lo galaentea.

Quien galantea es la mora > la mora madura es negra,

negra es la saya de luto > luto tenga quien lo intenta ...“

 

Und im Deutschen klang diese Coplastrecke dann so:

 

„Sei, was Gott wollen würde > was Gott wollen würde sei;

Sei der Galan bei der Dame > die Dame umwirbt ihn.

Wer umwirbt ist die Maulbeere >die reife Maulbeere ist schwarz,

schwarz ist der Trauerrock > den Rock nimmt, wer es versucht ...“

 

Geschmack an solchen Coplas findet man natürlich erst, wenn sie sich „kilometerlang abgespult“ haben .

 

Tapas am Schluss. Und so war es dann auch. Beste Literaturlaune griff spielerisch-kanarisch um sich und mündet schließlich in einem kleinen Tapas-Büffet, das die rührigen Frauen des Vereins, die Eva-Maria Flórez und Paula Rodriguez Mateo bereits vorbereitet gezaubert hatten. Samt kanarischer Musik­ war es wieder einmal ein kulturell außerordentlich belebender Abend in der kleinen kanarischen Exklave in Berlin. (Text©2012byLeonWSchoenau)