Kanarische Urlaubsmomente für deine Erinnerungen und dein Zuhause ...

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AUS MEINEN KANARISCHEN TEXTEN - LESEPROBEN ...



"¡MARÍA, TRÁEME MARIHUANA!" - EIN KANARISCHER HASCHREPORT


Ein süchtiger Ruf dringt ins Freie der suchtgeschwängerten Atmosphäre einer versteckten Kneipe, irgendwo in freedom joint Canarias: “¡Maria, bring mir Marihuana!” Ungeschickter und auffällig direkter lässts sich´s kaum artikulieren. Klarer, weil unverwechselbar, ist dagegen: “I like to smoke pot!" (oder “grass”), was die touring people aus dem englischen Sprachraum und nicht wenige ständig anglophil bemühte Deutschurlauber (nicht ganz so laut) an den gewissen canarian points unterwegs auf den Kanaren zischen. Haschcanarias ist in! Oder: Canarias can Cannabis! Natürlich erfährt man die böse Seite der Hascheuphorie auch aus deutschen Residentenblättern auf den Kanaren in einfachem Sensationsdeutsch: "Gerade haben mal wieder Handschellen der Guardia Civil geklickt und ein fröhlicher kanarischer Hanfgärtner wartet auf seine Anklage." Dabei gehts in Spanien´s Hasch-Arreal Canarias vergleichsweise dezent zu. Denn Anbau von und Handel mit Cannabis (etc.) eben NICHT zu kommerziellen Zwecken ruft nicht mehr, wie vor Jahren, die spanische Polizei und Justiz auf den Plan. Beim Anbau für Eigenbedarf und Eigenkonsum aller auch hier so beliebten Drogenarten, mit Begriffen wie Hanf, Cannabis, Haschisch oder Marihuna bezeichnet - da schaut die strenge Guardia (Guardia Civil) schon mal darüber hinweg. Allerdings ist öffentlicher Konsum immer noch Grauzone mit diversen Eventualitäten staatsautoritärer Eingriffen belastet. Wer Pech hat … hat eben Pech. Aber dennoch, in Spanien und speziell auf den Kanaren, stellt man sich relativ locker und relativ tolerant dem Rauschverhalten des einheimischen und zugereisten Volkes.

 

Den täglichen Rausch gib uns heute

Wenn ich übers kanarische Land fahre, gehört es zum beschaulichen Dörferrundumblick zu akzeptieren, dass gerade auch ältere Menschen hier gerne mit einem Pfeifchen oder einer Tütchen vor ihren baufälligen Häuschen sitzen, ihre erdnahen Sorgen fahren lassen und dabei die Abendsonne doppelt genießen. Kiffen hat hier die Entspannungsqualität eines Glases kanarischen Hausweins, das man sich für den Tag doch redlich verdient hat … Die sanfte süße Wolke Haschischrauch (hachis humo) hebt sich, schnell flüchtiger werdend, in die schägen einfallenden Sonnenstrahlen und verliert ihren gerade noch markierenden Duft, der zu Hinriechen und ggf. zum Nachfragen (s.o.) verleitet. Kiffen, also “fumar porros” oder “emporrarse” , läuft in den pueblos, weit weg vom kanarischen Schuß, abseits der Touristenpisten, muy tranqulio, also “sehr entspannt”. Von üblicher deutscher Verteufelung durch das “anständige” Umfeldes ist nichts zu merken. Auf “leben und leben lassen” (“vivir y dejar vivir”) kommt es doch an, muchacho! Und außerdem: ¡Vive España!

 

Hasch-Tricks

Wo die Grenzen zwischen Eigenbedarf und kommerziellem Zweck verlaufen, ist dennoch überraschenderweise häufiger strittig als anderswo. So kommt es, wie bei der oben zitierten Polizeimeldung, zu bizarren insulären Hanf-Anbautricks, -täuschungen und -tarnungen im Sinne des kreativen Katz- und Mausspiels für die später so begehrten abgehobenen Zustände. Möglich macht es auch das moderate Passatklima der Inseln mit überwiegend ganzjährig konstanten Midi-Temperaturen für gutes Wachstum der Hanfpflanzen und den denunziationsschwachen Gleichmut der Nachbarn. Hin zu kommen: Reichlich bizarre Täler, häufig, fast unzugänglich, versteckte Landschaftsnischen oder uneinsehbare Hausdächer, die sich im grünblättrigen Umgebungsfeld, wie Teile einer anständigen Bananen- oder Avocadoplantage ausnehmen. Tarnung ist alles - und gewinnt. Verantwortlich für diesen Erfindungsreichtum des Drogentarnens auf kanarischem Boden ist eigentlich nur der psychoaktive Wirkstoff THC, Tetrahydrocannabinol, mit seinen angeblich magischen bewusstseinsverändernden Kräften. Er lässt sich nur aus den weiblichen Cannabis- (Hanf-) Pflanzen ziehen. Marihuana, das auch “Gras” genant wird, sieht aus wie simple Teekrümel, diese aber sind in Wahrheit getrocknete Cannabis-Blüten und –Blätter. Hieraus drehen sich die Weltflüchtigen dann bevorzugt ihre Joints. Bliebe endlich noch zu klären, was denn nun Haschisch, auch als „Shit“ bezeichnet, eigentlich ist. Wieder spenden hier nur die weiblichen Hanfpflanzen etwas, das wahrhaftig auch „Harz“ genannt wird. Ebenso THC-haltig, was sonst. Aber , getrocknet und in kleinen Blöcken verkauft, entfaltet es eine überraschend kräftige Wirkung, was Dosierungserfahrungen unbedingt voraussetzt. Wenn Sie an dieser Stelle denken, genug sensibilisiert für ihre nächsten kanarischen Rauschbeobachtungen zu sein - ein Detail fehlt noch: Cannabis ist auch als Öl konsumierbar. 4 Tropfen sollen reichen, um „etwas zu merken“. Zählen nicht vergessen ...

 

Play Marihuana-Music, please!

Nicht wenige der uns aus goldenen Zeiten bekannten Singer/Songwriter hoben das Kiffen auf poetisch-musikalisches Niveau und machten es damit auch für die Fans künstlerisch unantastbar. Ich denke hier an Bob Dylan, der 1966 und sein Lied “Rainy Day Woman”. Es ist ein simpler Song, der das entspannte und lässige Gefühl des Grasrauchens einfängt. Dylan soll seine Band wegen der möglichst authentischen Aufnahme auch vorher gut mit Stoff versorgt haben, versichert die Dylan-Legende. „Burn One Down" (1995) von Ben Harper s gilt als betörender Pro-Marihuana-Song bis heute und geradezu als die Hymne amerikanischer Kiffer. Es folgen Bob Marley oder Peter Tosch, undundund ... sie „versüchtigten“ sich ebenso mit ihren Lyrics und Songs am süßlichen oder harzig-klebrige öligen Stoff, der die ungenießbare und unverständliche und ungerechte Welt angeblich erhellt.

 

Wo bitte ist hier der nächste „Cannabis Social Club“?

Die Cannabis-Kultur der Kanaren ist, Sie ahnten es schon, doch schon etwas Besonders. Als „Cannabis Social Clubs“ agieren auf den sieben Inseln Gleichgesinnte in ebensolchen Vereinen. Dort wird natürlich eventuell auch Buena-Vista-Musik gespielt, aber im Kern geht es um Angebote alternativer Cannabis-Erlebnisse, natürlich im Zustand des fortwährenden Chillens mit Freunden. Die Coffeshops der Niederlande würden blass werden vor Neid, wüssten sie um die gesellschaftlich tolerierte Existenz und Verbreitung der „CSC´s“ in Spanien. Und Fuerteventura wird dafür am meisten empfohlen. Der Status „Verein“ schützt diese auch vor allzu großer und unkontrollierter Tourismusflutung. Denn nur eingetragene Mitglieder bauen hier an und ernten Cannabis zur Eigenversorgung (alles, ohne Gewinnabsicht, wie man betont). Und alles offiziell erlaubt. Der rauschsuchende Kanaren-Tourist, so er nicht in offiziellen Club Tours in die Cannabis Social Clubs hinein geführt und dort betreut wird, kann seinen individuellen Zugang ansonsten nur durch Vitamin B, heißt, Beziehungen vor Ort, testen. Die Nutzer solcher Clubs bezeichnen sich selbst als „Genusskiffer“ oder ganz vornehmen als „Medizinhanf-User“. Komplimente helfen bestimmt weiter ... Wir lassen inzwischen, etwas schlauer geworden, lediglich das Meer rauschen, haben jedoch ab sofort einen neuen wachen Blick für die vielen grünblättrigen großen und kleinen Plantagen auf den großen und kleinen kanarischen Inseln „erhascht“. Oder, wenn Sie zu Hause bleiben müssen, ziehen sie sich jetzt in entspannten Zügen einen You -Tube-Reggae-Mix ein :" Mejores canciones para fumar marihuana" (Rarec Sound System):

https://youtu.be/hSRewkfCygQ.

KANAREN, IM JUNI 2018, © LEÓN WOLFGANG SCHÖNAU


"IM ZEICHEN DES YPSILONS"


El Hierro, die kleinste Inselschwester der sieben größeren, wirft weder mit dem üblichen touristischen Geschmeide nach mir, noch will sie , dass ich ihre Füße küsse. Sie ist einfach und überraschend da.

 

Ich ahne schon, dass sie selbst Ruhe und Enthaltsamkeit liebt und mich damit an meine ausbleibende erinnert. Wann hatte ich sie eigentlich das letzte Mal? Andererseits will sie aber, trotz Zurückhaltung und Einfachheit, dennoch die Schöne sein, die den Weltenwanderer auf ihre Seite ziehen – ihn verführen will. Es ist auch zu spüren, dass sie weiß, welche Formschönheit eines griechischen Buchstabens ihr der Gott aller unterirdischen vulkanischen Ströme dieser Welt vor über 30 Millionen Jahren gegeben hat: "Du seiest für ewig Yp-Si-Lon!", könnte er gefaucht haben und  der Meeresboden riss  entsprechend dieser Form auf und blutrotheißkochend schoss die Geburtsmagma aus den aufgerissenen Spalten des Grundes hervor nach oben ...

 

Es brauchte weitere Millionen Jahre, Eruptionen, speiendes Feuer, Explosionen, Verwerfungen, Kratereinbrüche und Kantenabstürze, bis sich dieser magische Buchstabe, begrünt, bewaldet, meeresumtost, wolkenverhangen, sonnenbeschienen, fruchtbar da und mal país dort, zu jenem verankerten Schiff der Y-Line "El Hierro" endlich dauerhaft vertäuen ließ. Dauerhaft?- ich zweifle daran ...

 

"Nun komm endlich und lieb mich", ruft die Schöne. Ja, ich versuch´s ja ... immer auch meinen Anker im Auge.

 

Text © by León W. Schönau


"BANANEN RUFEN ZUM GEBET"


TEXT 1: "TOTE POLIZISTEN"

Angekommen auf Teneriffa. Endlich wieder Gasgeben auf kanarischen Inselstraßen. Das nicht richtig runtergehandelte Leihauto schnurrt wie zur Kompensation des erlittenen Euroaderlasses munter vor sich hin. Der Fahrer selbst, lächelnd unterm landestypischen Sombrero, träumt sich fahrend in den Langzeiturlaub. Über die glatten bis brüchigen Inselstraßen röhrt der Twingo munter dahin. Wumm, hopps_ der Twingo twistet seitlich etwas Richtung Fahrbahnrand und wieder zurück, dann ein paar cm hoch und setzt krachend auf. Runter vom Gas. Mann! Hier wurde etwas gestreift, überfahren, touchiert, angekratzt oder so..., bloß nicht ein ... Hombre. ¡Por Dios! Nach wenigen Meter der gleiche Kracher auf der Straße: Balken, Stück Stahlrohr, letzte nicht abgefackelte Rakete der Dorffiesta? Jetzt scharf gebremst. Hinter mir keiner? No, unvernünftiger Alemane, cabeza cuadrada, du hast eben zwei Polizisten überfahren. Ja, Polizisten! Ziemlich auffällige Unauffällige, Dicke. Aber mit Glück im Unglück, sie waren bereits tot. Guardias muertos, una, dos... bloß kein Dritter. ¡Quita gas! Rechts ran und raus. Ausgestiegen sehe ich sie liegen. Im Abstand von je 20 m. Am Schluß ein Zebra, sorry, ein kompletter Zebrastreifen. Es sind praktische Straßenhöcker, ca. 5 cm hohe Balken, quer über die Straße gelegt. Hartplastik. Von kanarischer Sonne und hartaufgepumpten Firestonereifen unvernichtbar gemacht. Harrrrrrrtplastik. Hart zu dir und deinem Blechle, auch auf den Kanaren.

 

Dass die Holperschwellen so genannt werden, ist keine Erfindung von mir, sondern kommt von den in Staats- und Räsonangelegenheiten ziemlich respektlosen Nachkommen der Guanchen. Da kann man den spanisch dirigierten Guardias mal wieder einen geben. Der Verkehrs- und Lebenssicherheit sind die Holperbretter allerdings allemal hilfreicher, als sämtliche deutsche Ausrufezeichenverkehrsschilder auf einmal. Denn manchmal holpert es bei zuviel Geschwindigkeit vorm Zebrastreifen nicht nur ein, zwei sondern auch dreimal. Und wer sich dann noch einen Teufel um Fahrgestell und durchgeknallte Pneus schert, der erleidet auf dem häufig ebenfalls noch „anghäufelten“ Zebrastreife den nächsten unfreiwilligen Abheber und Aufsetzer. Dann doch lieber die gewünschten 20 km/h, in Annäherung zu über die Straße laufenden Mitmenschen. Was auch bei anständiger Fahrweise bleibt, sind zwei kanarische Erkenntnisse: Auch mit 20 km/h kann man noch über policias rollen, ohne angezeigt zu werden. Manchmal sind die Holperschwellen auch noch töter als tot, nämlich an beiden Rändern abgefahren, zermatscht, zerfasert – einfach weg. Dann steuere man seine coche geschickt durch die lebendige Lücke. Aber bitte mit 20 km/h. Sabe Dios como y donde...

Text©by León W. Schönau


TEXT 2: "WAS HEISST ´2 X 1 ´"?

Eine Scherzfrage oder pregunta chistosa


 Das Gewühl auf der Straße ist unerträglich. Jedoch alle außer mir, sind, wie es scheint, guter Dinge. Die Canarios/as sind eh schon ein ein rabattwildes Völkchen. Jetzt, nachdem bekannt wurde, dass, "¡fue el colmo!" (der Hammer!), die Mehrwertsteuer auf der Insel (IGIC) im Vergleich zu der des  spanischen Mutterlandes (IVA= 21 %) "nur" von 5 auf 7 % angehoben wurde, scheint die kanarische Welt nur noch aus  Schnäppchenjägern zu bestehen. Angeblich sollen die meisten von der Peninsula (dem spanischen Festland) kommen. Aha! Deshalb lese ich überall an und in den Schaufenstern die kindliche Rechenaufgaben " 2 x 1". ?? Aber nix mit Mathematik 1. Klasse.

 

Die Krise führte das neue 1 x 1 sowieso schon lange ein. Hier heißt es simpel: Du bekommst zwei Produkte zum Preis von einem. Es ist eine der tausend "¡ofertas!" dieser Meile.  "¡Una ocasión única!", ein einmalige Chance, schreit meine Begleiterin ins Gewühl. Da die anderen weiter wühlen ohne aufzusehen, scheinen sie es schon gewusst zu haben.

 

Nur ich schrecke wieder mal zusammen, habe aber dafür meine Scherzfrage für den  nächsten Deutschlandaufenthalt.

(Text: ©León W. Schönau)