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EIN (HALBHISTORSCHER) RÜCKBLICK: DIE DEUTSCH-KANARISCHEN KORRESPONDENZEN | 2010 - 2013


Die deutsch-kanarischen Beziehungen sind, innerhalb der deutsch-spanischen, von Wert und Bdeutung, gepflegt zu werden. Was  nicht nur den sich dabei sofort einstellenden Blick auf den Sonne-Sand-Strand-Tourismus betrifft. Vielmehr geht es um  das Große und Ganze und vor allem das Zwischenmenschliche zwischen Deutschen und Canarios. Dazu zählen auch Ereignisse und Beziehungen in Kunst und Kultur, Musik und Tanz, Geschichte und Politik, Wissenschaft, Natur und Umwelt ... Dass die Kanaren auch auf diesen Gebieten aktiv, kreativ und innovativ sind, dass sich dort Ziele, Wünsche, Projekte und Projektionen - aber auch gesellschaftliche Konflikte - befinden, sei realistischerweise mit eingeschlossen.

 

Meine "Deutsch-Kanarische Korrespondenz" wie sie unter diesem Aufmacher aperiodisch in der führenden deutschsprachigen Zeitung der Kanaren, dem "Wochenblatt- Zeitung der Kanarischen Inseln" veröffentlicht wurde, soll unter dieser Rubrik des Portals zusammen einmal gefasst werden. Zu finden sein werden hier aber auch einige meiner spanischsprachigen Beiträge in kanarischen Zeitungen bzw. deren Online-Portalen.

 

Alle  bishierigen unten stehenden deutschsprachigen Beiträge sind sowohl in der Print- als auch Online-Ausgabe  des "Wochenblatt" erschienen.

 

León W. Schönau_EDITIONCANARIAS


11/ DEUTSCH-KANARISCHE KORRESPONDENZ AUS BERLIN



10/ DEUTSCH-KANARISCHE KORRESPONDENZ AUS BERLIN /IM RÜCKBLICK/


Text© von León Schönau

"Deutsch-kanarische Korrespondenz aus Berlin

Lesung mit Elas López in Berlin: Dem Leben auf den Grund gegangen ...

 

Dass es doch noch gelingen sollte, die über die Kanaren hinaus berühmte Schriftstellerin und Dichterin Elsa López in Berlin persönlich zu erleben, das empfanden ganz gewiss viele der Zuhörer, so wie ich, als besonderes Geschenk am Abend des 26. Aprils im Simón-Bolívar-Saal des Ibero-Amerikanischen Instituts (IAI).

 

Gastgeberin Diana von Römer vom IAI begrüßte denn auch die Gäste aus La Palma besonders herzlich. Ganz in diesem Sinne und auch ebenso freundlich willkommen hieß Frau Gloria Minguez Ropiñón, Kulturrätin der Spanischen Botschaft in Berlin, Elsa López und ihren Ehemann, Manolo Cabrera. Die Gesellschaften „Canarias en Berlín“, „Canarias en Europa“ und die Botschaft ermöglichten mit ihrer Kooperation einen erstklassigen literarisch- musikalischen Abend kanarischer Kultur in der Hauptstadt.

 

Über eine Frau und das Recht über ihr eigenes Schicksal zu entscheiden. Zunächst las Elas López, wie angekündigt, aus ihrem 2011 erschienen Romans „ Una gaza delante de mis ojos“ („Eine Binde vor meinen Augen“). Man war ja darauf eingestellt, eine bewegende Lebensgeschichte über eine (ebenfalls!) bekannte Dichterin, jedoch aus Argentinien – jedoch um über ein Jahrhundert zeitversetzt – zu hören. Und es war wirklich so.

 

Diesem Roman eilte ja auch die Nachricht voraus, López habe zu Biografie und Thema der Argentinierin Alfonsina Storni Martignoni (1882-1915) allein zehn Jahre recherchiert und dazu auch in Kontakt mit dem noch lebenden Sohn  Alfonisas, Alejandro, gestanden Im Buch nun scheint es, also schlüpfe Elsa López in eine ihr irgendwie nahe und vertraute Rolle der Alfonsina: Ein Leben für das Theater, ein Leben, das aus Lesen und Schreiben ständig neu geboren wird, ein Leben als Alleinstehende, mit der Schande eines nicht standesgemäß geborenen Kindes ... Kampf um Ansehen und Anerkennung ihrer schriftstellerischen Leistungen ...

 

Man warf Storni zeitlebens vor, zu gesellschafts-kritisch zu sein, sich zu sehr für die Emanzipation der Frauen einzusetzen. Schließlich beging sie  Selbstmord (es geschah am Strand La Perla von Mar del Plata). Immerhin wird das dichterische Werk Storni´s heute gerade wegen ihrer ausdrücklichen feministischen Thematik in die  argentiische Literaturavantgarde eingeordnet.  

 

All das fasst Elsa López im Roman in der ihr eigenen, besonders verdichteten poetischen Sprache meisterhaft, nicht selten erschütternd zu hören, in Worte.

 

 

Als „Alfonsina el Mar“ erklang ...

Nach der mit viel Beifall bedachten Lesung setzte sich das Buchthema quasi musikalisch fort. In „Alfonsina y el Mar" (nach einem Gedicht von Félix Luna) schuf Ariel Ramírez  inzwischen eine (v .a. durch Mercedes Sosa) äußerst bekannte Komposition, die das Berliner „Ensemble Hesperídes“ (Nino Díaz, Klarinette, Judit Díaz, Violoncello, Elisa Martell, Gesang/ Sopran) zur Aufführung brachte. Wunderbar und mit vielen kanarischen Assoziationen auch die von Nino Díaz arrangierten weiteren Stücke des Abens „Nube de hielo“(Text: Andrés Molina, Musik: Benito Cabrera), „Aquelleas pequeñas cosas" von Joan Manuel Serrat und ein schwungvolles Potpourri in kanarischen Rhythmen

“Emigrante y luchador“ von Manuel Reyes. Was blieb Besseres, als auf diesen bereits zweiten erfolgreichen kanarischen Kulturabend diesem Jahr mit einem Glas guten kanarischen Wein anzustoßen ... "

 

 

Nachsatz: Für deutsche Liebhaber kanarischer Literatur hier noch die gute Nachricht aus dem Munde von Eva Lópezs elbst, dass ihr Roman demnächst bei ediciones la palma  (Madrid) in deutscher Übersetzung erscheint.

 


9/ DEUTSCH-KANARISCHE KORRESPONDENZ AUS BERLIN


Entrevista a Elsa López en Berlín, 26 de abril de 2013. Interview mit Elas López, anlässlich Ihres Besuches und ihrer Lesung am 26.04.2013 im Ibero-Amerikanischen-Institut Berlin. Der Journalist und Fotograf León W. Schönau fragte für CANARIAS EN BERLÍN, Elías Rodríguez Sarmiento, Pressesprecher von CANARIAS EN BERLÍN, übersetzte ins Spanische.


8/ DEUTSCH-KANARISCHE KORRESPONDENZ AUS BERLIN


Beirag von León W. Schönau in der Ausgabe des "Wochenblatt", Nr 180, vom 10.- 23. April 2013, Seite 20.


Foto © León W. Schönau: Die Regisseurin des Films "Cautivas", Mercedes Ortega, im Gespräch mit Mitgliedern von "Canarias en Berlín".
Foto © León W. Schönau: Die Regisseurin des Films "Cautivas", Mercedes Ortega, im Gespräch mit Mitgliedern von "Canarias en Berlín".

7/ DEUTSCH-KANARISCHE KORRESPONDENZ AUS BERLIN


Wochenblatt, 22.12.2012 

Kanarische Inseln /Berlin  

 

6/ DEUTSCH-KANARISCHE KORRESPONDENZ AUS BERLIN

Ein kanarischer Kulturlichtblick

 

In Zeiten, in denen die kanarische Kunst nach Brot geht und die kanarische Kultur, auch als Exportartikel, leider nicht mehr die erforderliche Budgetzuwendung erhält, sind die „Aficionados de Canarias“ in Berlin für jeden kleinen kulturellen Lichtblick dankbar.

 

Und so gelang es kurz vor Jahresende, noch an zwei Tagen, am 1. und 2. Dezember, die diesjährigen nunmehr 12. Kanarischen Kulturtage in Berlin zu veranstalten. Dank starkem Engagement der Kanarisch-Deutschen Gesellschaft und erfreulicher Unterstützung seitens der Spanischen Botschaft in Berlin, derkanarischen Regionalregierung und des angesagten Berliner Treffpunkts „Salon Dahlmann“, mit Timo Miettinen als Manager, sowie des europäischen Netzwerkes „Europäische Bewegung Deutschland“kamen zwei überaus abwechslungsreiche Abende zustande.

 

"Cautivas": Die bekannte kanarische Regisseurin, Schauspielerin und TV-Moderatorin Mercedes Ortega brachte am ersten Abend ihren preisgekrönten Dokumentarfilm „Cautivas“ (Gefangene) mit nach Berlin. Für den Film erhielt sie auf dem kanarischen Filmfestval in Guía de Isora 2011 den ersten Preis. Im Film befragt Mercedes Ortega sieben inhaftierte Frauen in einem mexikanischen Gefängnis nach ihren Lebensgeschichten und den Gründen ihrer Verurteilung. Beeindruckend (und bedrückend zugleich) kommen dadurch sowohl Justizwillkür als auch eklatante Mängel in der Gewährung der Menschenrechte in Mexiko zum Vorschein. Mercedes Ortega begreift ihren Film nur als Teil eines noch lange währenden Kampfes für die Rechte der Frauen, dem sie sich auch durch ihre Mitarbeit in der„Fundación pro Mujeres Cautivas“ widmet.

 

„Gotas de Agua“

 

Der zweite Abend dieses kanarischen Kulturwochenendes dann war der Musik gewidmet. In den klassisch-modern gestalteten Räumen des Salons Dahlmann, zwischen zeitgenössischen großformatigen Kunstwerken, trafen sich an diesem Abend besonders viele Mitglieder und Freunde der Kanaren.

 

Im Mittelpunkt standen die beiden Solisten Sandra González Medina (Klavier) und Pablo Henríquez Medina (Violoncello) aus Las Palmas de Gran Canaria. Sie haben sich in ihren bisherigen Musikerkarrieren viel Können und Erfahrungen in Spanien und im Ausland erworben. Ehe es zur Premiere von „Gotas de Agua“ kam, zeigten sich die beiden Solisten in Bestform, sowohl einzeln als auch zusammen: Bei Bachs Suite für Violoncello solo BWV 1011, bei Haydns Konzert für Viloncello in D-Dur, Op. 101, und besonders grandios im Zusammenspiel bei Tschaikowskis Rokoko-Variationen Op. 33. Schließlich Odette Machados „Wassertropfen“ – ein Stück, das seine kanarische Uraufführung bereits 2010 im Auditorio Alfredo Kraus erlebte. Machado zählt zu den vielversprechendsten jungen Komponistinnen, die aus dem Conservatorio Superior de Música de Canarias in Las Palmas hervorgegangen sind. Der Beifall des Publikums zeigte, was ein kammermusikalischer Abend mit konzentriert und virtuos spielenden Musikern für Resonanz haben kann.

 

Es bleibt zu hoffen, dass sich die „kulturellen Dinge“ im nächsten Jahr, trotz und alledem, stärker zum imageträchtigen Export der Inseln entwickeln können und u.a. auch an den dann hoffentlich im Frühjahr 2013 stattfindenden 13. Kulturtagen in Berlin glänzen werden.

Text und Fotos von León W. Schönau

 


6/ DEUTSCH-KANARISCHE KORRESPONDENZ AUS BERLIN


Wochenblatt, 20.06.2012

Kanarische Inseln- Berlin


 

Von Inseln, Meer und Menschen erzählt ...

EIN KANARISCHER LITERATURABEND IN BERLIN

 

Die Kanaren sind nun wirklich keine terra incognita mehr, vor allem was Urlaub, Sonne, Sand und Strände betrifft. Fragt man aber als Ausländer nach ihrer Literatur und sucht nach deren Eigenheiten, um mehr hinter Inseln und Leute zu kommen, wird man nicht so schnell fündig.

Fotogalerie © León W. Schönau Ein gelungener Abend mit vielen Besuchern
Fotogalerie © León W. Schönau Ein gelungener Abend mit vielen Besuchern

Umso verdienstvoller ist deshalb das unablässige Aufspüren, Suchen und Finden von literarischen Einblicken in Denken, Fühlen und Fantasien der isleños, der Menschen auf den sieben Inseln im Atlantik, nur wenig westlich von der Küste Afrikas. Die Feier zum diesjährigen „Día de Canarias“ bot für die kleine deutsch-kanarische Gemeinde, Canarias en Berlín, am 8. Juni nun Gelegenheit, das Einmalige, Besondere und Unverwechselbare kanarischer Lebensart in Texten kanarischer Schriftsteller und Poeten zu entdecken. Mit dem Konkursbuchverlag von Claudia Gehrke aus Tübingen und den Büchern ihrer kanarischen Edition war zu diesem Anlass auch ein engagierter Partner gefunden, um aus dem Vollen der literarischen canaridad zu schöpfen.

 

Gewählt wurden Texte in ihren spanischen Fassungen und deutschen Übersetzungen, vorgetragen von Verlagsautoren und Mitgliedern von Canarias en Berlín. Auf diese Art und Weise des aufeinanderfolgenden zweisprachigen Rezitierens von Gedichten und kürzerer Prosa waren die Eigenheiten und Nuancen in den Buchtexten besonders gut zu spüren. Begonnen wurde mit Gedichten Saulo Toróns, der zusammen mit Tomás Morales und Alonso Quesada das eigentliche Dreigestirn des lyrischen kanarischen Modernismus bildet: „Die verzauberte Muschel „/“El caracol encantado“. Hier wie auch in vielen der Folgetexte deutet sich schon die Dominanz des ewig rauschenden, mal friedlichen, mal gefährlichen stürmischen Meeres an.

 

In Augustín Díaz Pacheco´s Geschichte „El huracán“/„Der Hurrikan“, traten die Konflikte der Seeleute im Kampf mit den tosenden Elementen dann auch richtig dramatisch zutage (alle Texte aus dem Buch „Meereslaunen/ Ca­­prichos de mar“). Wunderbar passten zu den Rezitationen die historischen Postkartenmotive von den Kanaren, die in einer Hintergrunddiaprojektion gezeigt wurden (aus den Postkartenbüchern des Verlages).

 

Höhepunkt des Abends war gewiss ein „Stegreif-Text“/ „Copla“, im Dialog zweier Vorleser dargeboten, aus den „Coplas de madre Zarabanda“/„Mutter Sarabande“, eine Romanze in der Version von Agüimes, Gran Canaria. Die Eigenart dieser Form besteht in der Verkettung der Texte, z.B. auf diese Art:

 

“Sei, was Gott wollen würde – was Gott wollen würde sei: Sei der Galan bei der Dame, die Dame umwirbt ihn. Wer umwirbt, ist die Maulbeere, die reife Maulbeere ist schwarz. Schwarz ist der Trauerrock, den Rock nimmt, wer es versucht ...“

 

(aus dem zweisprachigen Buch „Canarias/Kanarisches Lesebuch“). Claudia Gehrke, selbst bekennende aficionada de Canarias, hatte es sich nicht nehmen lassen, selbst einiges vorzutragen.

 

Natürlich kamen nicht nur Spanischkundige oder Spanischlernende beim zweisprachigen Leseabend voll auf ihre Kosten, auch viele der „Nur-Reisenden“ oder „Nur-Neugierigen“ verspürten erstmalig die Authentizität kanarischer Literatur. Und es bestätigte sich, wie es der Präsident des Vereins, Manuel Gómez Ruiz, bereits zur Eröffnung anmerkte, dass es auf den Kanaren in puncto Literatur, Kunst und Musik noch vieles zu entdecken gibt. Ein „¡salud!“ darauf, mit kanarischem Wein, kanarischen Tapas und Musik führte alle Freunde und Gäste dieser Deutsch-Kanarischen Gesellschaft danach nochmals in bester Literaturlaune zusammen.

Text und Fotos: León W. Schönau 

 

 


5/ DEUTSCH-KANARISCHE KORRESPONDENZ AUS BERLIN • EL HIERRO IM FOKUS


Wochenblatt, 25.03.2012

Kanarische Inseln- Berlin

El Hierro – Eldiscreto: Touristische Ruhe am Mar de Calmas? 

 

EIN BEITRAG VON LEÓN WOLFGANG SCHÖNAU

 

Gerade bekamen die Kanaren den 1. Preis für den besten europäischen Messestand auf der ITB 2012 verliehen, da strömte Fachpublikum auf den Kanarenstand und belebte betriebsam und bevölkerte geräuschvoll die Messehalle 4.2 ...

 

 

Fotogalerie © L.W. Schönau Cristina Ferro: „Die Insel ist jetzt sicher. In jeder Hinsicht“.
Fotogalerie © L.W. Schönau Cristina Ferro: „Die Insel ist jetzt sicher. In jeder Hinsicht“.

Nicht ganz leicht, dabei ein kurzes, ungestörtes Gespräch mit Cristina Ferro vom Patronato de Turismo El Hierro zu führen. Mit kleinen Pausen aber gelingt es ...

 

El Hierro erlebt im letzten halben Jahr einiges, was die ansonsten zur Ruhe verpflichtete Insel heftig durcheinander bringt. Ein Vulkan, „Eldiscreto“ genannt, Anfang Juli 2011 unter Wasser geboren, hob seinen/ seine Kegel seitdem Meter um Meter nach oben. Dabei brodelte, gaste und zischte es beängstigend. Monatelang färbte sich das „Mar de Calmas“ in allen nur denkbaren Farben von türkis über blau, von braun bis grün... Dazu bebte es unter der Insel fortlaufend, von den niedrigsten bis in spürbare Werte der Richterskala.

 

Es wurde evakuiert, Schulen wurden geschlossen, Tunnel gesperrt, Touristen blieben der Insel vorsichtshalber fern. Und dann die aktuelle Meldung vom 5. März 2012: Der Krisenstab teilte mit, dass der Vulkan seine Aktivitäten beendet habe. Allgemeines Aufatmen. Auch das von Cristina Ferro war dabei.

„Was nun, Frau Ferro, wie wird es weitergehen?“, frage ich. Da sie ihre Insel und ihre vulkanische Entstehungsgeschichte bestens kennt, antwortet sie mir dialektisch mit „sowohl als auch“. Erfreulich sei, dass die kleinste Insel des Archipels wohl nun an Bekanntheit in der Welt gewonnen habe. Weniger erfreulich sind Folgen des vorher aktiven, jetzt „nur schlafenden“ Vulkans. Einwohnern, besonders Fischern, Urlauberquartieren und Tauchbasen bekam der Vulkanausbruch gar nicht. „Diese Ruhe nun nach dem Sturm aber auch nicht. Die Insel lebt vom Tourismus, aber eben, nach wie vor, von einem Tourismus der besonderen Art, der Themen „Ruhe“, „Naturgenuss“, „Nach-haltigkeit“, „Ökologie“, der Nähe zur Mutter Erde und der Pflege der natürlichen und, nicht zuletzt, menschlichen Werte ...“, sagt sie.

 

„Die Insel selbst ist jetzt sicher. In jeder Hinsicht. Ein gefahrloser und erholsamer Aufenthalt ist wieder möglich. Tatsächlich eingeschränkt war er wirklich während der Vulkanaktiviäten. Wir haben viel gelernt.“ Das System der Beobachtungen, permanenten Kontrollen und der Vorsorge ist seit den ersten vulkanischen Ereignissen dauerhaft installiert und funktioniert. Um seine Sicherheit braucht sich also auf El Hierro heute und morgen kein Tourist zu sorgen.“

 

Die Kanaren insgesamt bekennen sich ja deutlich zu ihrer natürlichen Entstehungssituation, dem Vulkanismus. El Hierro selbstverständlich auch – als „UNESCO-Biosphärenreservat“ seit dem Jahre 2000 ebenso wie als „Insel der tausend Vulkane“. Gerade die vulkanischen Merkmale machen den ursprünglichen Reiz El Hierros aus. Das kleine Vulkanmuseum von El Pinar mit den inzwischen weltberühmten „restingolitas“, den Gesteinsauswürfen des „Eldiscreto“, wird demnächst erweitert und könnte so zu einer Pilgerstätte der vom Vulkanismus Begeisterten werden. Auch auf den vielen gut ausgebauten Wanderwegen der Insel würden sicher die Verweise zu vulkanischen Sehenswürdigkeiten zunehmen.

 

Seit langem sind ja bereits besonders umweltbewusste, besonders natur- und ruheliebende Touristen auf diese Insel abonniert. Menschen, die es schätzen, wenn Nachhaltigkeit nicht nur auf dem Papier steht, sondern auch praktiziert wird. Dass noch 2012 (!) El Hierro praktisch energieautark sein wird, sollte sich aber doch noch mehr herumsprechen. Augenscheinlicher Beweis ist die fast fertige Anlage des Wasserkraftwerkes mit Windpark von „Gorona el Viento“ mit dem 700 m über dem Meeresspiegel liegenden Stausee im ehemaligen Krater „La Caldera“. Übrigens, ein Projekt in Inselhand.

 

Und es wird weitere Auswirkungen im Sinne von umfassenderer Nach-haltigkeit geben: Biolandwirtschaft, Bioviehzucht – und vielleicht eines Tages die wirkungsvollste Umsetzung des revolutionären Recyclings, in kompletten Produktionskreisläufen zu denken, „Cradle to Cradle“ eben.

 

Aufgeschlossene Touristen erhalten auf El Hierro aber auch mit den Mythen und Legenden um die Ureinwohner, die Bimbaches, kostbare Geschenke der „anderen Art“, die von Sensibilität, Bescheidenheit und Respekt vor den Kulturen künden. Das jährliche Festival „BimbacheOpenArt“ auf El Hierro, verpflichtet dem kulturellen Erbe der Insel, ist zugleich ein sehr zukunftsorientierter, konsequent philosophischer, gesellschaftlicher und kultureller Ausdruck von Nach-haltigkeit der neuen Art. „¡Vamos juntos!“

 

Noch mehr Begeisterung für diese Perle unter den sieben schönen Inseln? „Da bliebe nur noch die Einladung, El Hierro zu erleben, wenn es am authentischsten ist, nämlich wenn Anfang Juli 2013 die „Bajada de la Virgen de los Reyes“, das nur alle vier Jahre stattfindende größte Inselfest, gefeiert wird.“ Dass sich jetzt schon viele in Berlin den Termin notieren, dafür hat Frau Ferro garantiert gesorgt. Und die Marktforschungsergebnisse, die sie aus Berlin nach Valverde mitbringen wird, geben sicherlich genug Stoff für etliche neue Tourismusideen auf der Insel.

Text und Fotos: León W. Schönau

 


4/ DEUTSCH-KANARISCHE KORRESPONDENZ AUS BERLIN • BIMBACHE IN BERLIN


Wochenblatt, El Hierro-Berlin,

25.03.2012

 

Eindrucksvolle Musik und inspirierender Gesang aus El Hierro 

 

EIN BEITRAG VON LEÓN WOLFGANG SCHÖNAU

 

So viel El Hierro war nie in Berlin! Jedenfalls hatte der weltbeste Tourismustreff, die ITB 2012, seinen Anteil daran. „Bimbache openART“ ist ein jährlich stattfindendes Musikfestival auf dieser Insel, das sich den kulturellen Werten der ersten Siedler dort, Bimbapes oder Bimbaches, verpflichtet fühlt.

Fotogalerie © Bimbache openArt Kanarenpräsident Paulino Rivero (r.) begrüßt auf der ITB die Bimbache openART-Musiker – Gitarrist und Festivalleiter Torsten de Winkel und Sängerin Claudia Álamo aus El Hierro.
Fotogalerie © Bimbache openArt Kanarenpräsident Paulino Rivero (r.) begrüßt auf der ITB die Bimbache openART-Musiker – Gitarrist und Festivalleiter Torsten de Winkel und Sängerin Claudia Álamo aus El Hierro.

Ein friedvolles Volk in einer vielschichtigen sozialen Struktur. Sie hinterließen „los leteros“, Felsinschriften, die man bis heute zu entziffern sucht: Kreise, Spiralen, Schlangenlinien, abstrahierte Tier- und Menschendarstellungen.

 

Das Festival unter der Leitung von Sabine Willmann und Torsten de Winkel sieht sich philosophisch Martin Luther King verpflichtet, eine friedliche Welt zu fördern, in der die Menschen lernen, entweder gut und kooperativ zusammen zu leben (als Brüder und Schwestern) „oder alle gemeinsam als Narren zugrunde zu gehen“ (Luther King). Indem sie in dieser humanen Botschaft leben und arbeiten, gestalten sie die Festivals durch Zusammenführung verschiedener Musiker aus aller Welt (einschließlich behinderter Menschen) und verbinden „auf vulkanischer Basis“ der Insel Menschheitsträume mit der Realität unserer Tage. Die Musik ist entsprechend kreativ, spirituell, poetisch, künstlerisch improvisierend ausgearbeitet und bezieht die musikalische Tradition und tiefe Inselverbundenheit der Herreños organisch mit ein.

 

Das alles war in Berlin gleich zweimal zu erleben: Im Tagesprogramm auf dem Canarias-Stand der ITB und in einem Konzert im derzeit angesagten Berliner Kulturkiez Neukölln (Musikcafé Shangl Hangl). Auf der ITB fand sogar der Präsident der kanarischen Regierung, Paulino Rivero, Zeit, sich den Musikern zu widmen (siehe Foto).

 

Zum Musikabend zog es viele Berliner Enthusiasten der Kanaren, u.a. vom Verein „Canarias en Berlín“, in den Musikkeller. Zu erleben waren der Gitarrenvirtuose Torsten de Winkel, zugleich musikalischer Leiter des Bimbache-Projekts, der Drummer und Perkussionist Tobias Backhaus, Pepe Berns am Kontrabass. Im Mittelpunkt dieses Abends standen Arrangements traditioneller herreñischer Gesänge, wie „Arroró“, „Conde de Cabra“, „Tango Herreño“ und eine eindringliche Vertonung des Gedichts „Nana de Cebolla“ von Miguel Hernández. Alles dies wäre nicht möglich gewesen ohne die fantastische Stimme überraschenden Volumens und schon großer gesanglicher Reife von Claudia Álamo. Die Schule eines Herbie Hancock klang deutlich an. Intensiv „knieten“ sich die drei Instrumentalisten in ihre lyrischen Motive und rhythmischen Improvisationsläufe hinein. Mitreißende Improvisationskunst des Ensembles und stimmlicher Reichtum bis in die höchsten Töne der jungen herreñischen Sängerin machten den Abend (und die Nacht) zu einem außerordentlichen Musikgenuss.

Text León W. Schönau


3/ DEUTSCH-KANARISCHE KORRESPONDENZ AUS CORRALEJO


Wochenblatt, 09.04.2011

- Fuerteventura - 

Mit einem Schilfboot die Kanaren neu entdecken? 

 

Wer, wie ich, derzeit im schönen Corralejo an der Nordspitze Fuerteventuras u.a. auch seine Imagination vom nahen Afrika hat und versucht, die minimale Distanz von nur rund 100 km über den Atlantik hinweg zu denken, dem kommen zwangsläufig die legendären Seefahrten und Seefahrer in den Sinn.

Fotogalerie © Hennes Grossmann Schilfboot der ABORA-III-Expedition.
Fotogalerie © Hennes Grossmann Schilfboot der ABORA-III-Expedition.

Bezeichnete der Mallorquiner Angelino Dulcert 1339 das erste Mal die Insel konkret: „La forte ventura“, das starke Abenteuer. Nomen est omen! Und so schwingen in der Entdeckungsgeschichte der Kanaren insgesamt mit: Mut, Abenteuer, seefahrerisches Geschick, Ausdauer, Hoffung und Verheißung – und Suche nach dem nautischen Glück.

 

Da passt eine Information, die mir ein tatendurstiger junger deutscher Forscher gab, gut hinein: 2015 soll hier, wo ich gerade stehe, ein steinzeitliches Schilfboot „vorbeikommen“, das ein ewiges kanarisches Thema, „Woher kommen wir?“, erheblich aktualisieren wird.

Aber der Reihe nach...

 

Wie kamen kulturelle Ähnlichkeiten auf den Inseln mit anderen Territorien über große Distanzen hinweg zustande? Diese Frage betrifft im Kern die ewigen archäologischen Diskussionen auf den Kanaren. Denn, dass es solche Ähnlichkeiten in vielen Bereichen gibt, weist auf die Verbindungen der Kulturen, auch über größte Entfernungen, hin (via Cromagnon-Nachweisen, Kulte, Religionen, Werkzeuge, Bildzeichen, Schriftzeichen u.a.m.) Reichlich Mythen, Theorien und Hypothesen bevölkern ganze Annalen der terrestrischen Archäologie der Kanaren. Nicht allzu viel ist aus dieser weit zurückliegenden Zeit bekannt, weil nicht aufgezeichnet oder noch nicht erforscht. Die nautische Archäologie, d.h. die Ergänzung der terrestrischen von der Seefahrtsseite her. Das ist deshalb ein Gebiet, von dem auch für die Theorien der Kanarenbesiedlung noch viel erwartet werden kann.

 

Harald Braem hat in seinem bemerkenswertem Buch „Auf den Spuren der Ureinwohner“ (Zech-Verlag, 2008) die eigentlichen sechs Besiedlungstheorien für die Kanaren überschaubar deutlich gemacht (Atlantis, Inselberber, portugiesische Muschelsammler, Nordwesteuropa, Amerika, atlantische Westkultur). Die dominante wissenschaftliche Meinung zu diesem Thema lautet aber heute immer noch, dass die kanarischen Ureinwohner passiv durch die Phönizier im 8. Jahrhundert vor Chr. „eingeschleppt“ wurden. Braem weist deshalb zugleich mit Recht aber auch auf die große Vertrautheit der Altkanarier mit Wasser, Schwimmen, Schiffen, Booten, Einbäumen oder Ankern hin (auch u.a. dargestellt in diversen Felsmalereien).

 

Der weltweit renommierte norwegische Experimentalarchäologe Thor Heyerdahl (1914-2002) wiederum suchte mit seinen nach altägyptischen Vorbildern nachkonstruierten Papyrusbooten Ra I und Ra II (Ra = Schiff) und seinen atlantische Expeditionen 1970 von Safi (Marokko) aus, Richtung Mittel- und Südamerika, den Beweis zu erbringen, dass fremde Völker durchaus in Lage gewesen seien, in Vorzeiten Ozeane weiträumig zu überqueren und somit ihre Kulturen weit „in der Welt“ zu verbreiten. Er erreichte schließlich mit der zweiten Expedition wirklich Barbados (Kleine Antillen). Die Kanarischen Inseln erreichte er allerdings... nicht!

 

Ein steinzeitliches Schilfboot wird 2015 Kurs auf die Kanaren nehmen: die ABORA-V Aber Forscher, vor allem experimentell mutige, gibt es immer wieder... Und nun soll es 2015 quasi ein Déjà-vu geben. Eins auch, das im Gedenken an die Bemühungen von Tor Heyerdahl bereits 2014 beginnt (an seinem 100. Todestag). Eins, dass erneut von Safi, Marokko, ausgehen, aber dieses Mal in Güímar (Teneriffa) –sic! – (glücklich) enden soll. Und ein „getopptes“ noch dazu: Denn dieses Mal soll/ muss es gelingen, mit dem Passat und mit dem Kanarenstrom nautisch klarzukommen, was trotz Distanz und landläufiger angeblicher Einfachheit doch nicht das Leichteste ist. Eine Expedition also, die endgültig beweisen will, dass die Inseln bereits seit Ende der Jungsteinzeit in mehreren Wellen aus dem Norden und Osten besiedelt worden sind. Damit wäre eine Theorieflanke, die Heyerdahl damals nicht schließen konnte, geschlossen.

 

Wer macht so etwas, wer hat den Mut dazu? Es ist Dominique Görlitz, 46, diplomierter Biologe, ehemaliger Gymnasiallehrer, heute selbstständiger Experimentalarchäologe, gegenwärtig Promovant an der Universität Erlangen und seit längerem Mitglied des renommierten „Explorers-Club“, New York – Entdecker, Experimentator und Seefahrer aus Leidenschaft. Sein Vorbild, mit dem er noch zu Lebzeiten befreundet war, wie sollte es anders sein: Thor Heyerdahl. Görlitz’ Schilfboote sind, anders als die Heyerdahls, nach präziser und aufwendiger Auswertung nunmehr jungsteinzeitlicher Felsbilder konstruiert. „Experimentelle Archäologie“ ist allerdings auch heute noch im wissenschaftlichen Establishment ein ärchologisches rotes Tuch, leider. Was ihm aber nichts ausmacht. Görlitz ist kein Springinsfeld. Heinrich Schlieman, Mamoun Fansa, Marcus Junkelmann oder eben Thor Heyerdahl... stehen an seiner Seite. Er besitzt fundiertes Erfahrungswissen, Mut und Organisationstalent, die seinen Experimenten Verantwortung fürs Ganze, Sinn fürs Detail und Richtung verleihen. Seine wissenschaftlichen Forschungsgebiete sind u.a. auch Invasionsbiologie und Geobotanik. Interdisziplinäres Denken ist ihm in exzellenter Art und Weise eigen. Perspektive versperrende isolationistische Ansätze vieler Wissenschaftsbereiche kann er somit bei seinen Forschungen ausklammern. Und das macht es eigentlich aus! Davon leitet er die Grundüberzeugung für seine nautischen Kraftakte ab. 

 

Auch die „V“ am Expeditionsnamen verweist auf Vorgänger und somit Riesenerfahrung. Seit 1999 bis 2007: „ABORA-I bis ABORA-III“– alles Schilfbootexpeditionen mit größten nautischen Herausforderungen auf Atlantik bzw. Mittelmeer. Kühne Experimente, wichtige Ergebnisse, viele Versuche, auch missglückte, dabei... Und bevor ABORA-V startet, wollen sich Forscher Görlitz und Crew noch mit ABORA-IV auf die Reise von New York Richtung Spanien begeben. Das ist dann praktisch die optimistische Wiederholung der im Juli 2007 leider wegen heftiger Stürme abgebrochenen ABORA-III-Tour...

 

ABORA – Gottheit der Guanchen und eine Botschaft für die Menschheit Immer noch in Corralejo, schaue ich hinüber zur Insel Lobos. Wenn alles gut geht, könnte also hier im Juli 2015 (nach heutigem Projektstand) die ABORA-V vorbeisegeln, sie hätte die ersten beiden Kanareninseln damit erreicht. Und Abora, die Gottheit der Guanchen, die nach der Mythologie die Sterne in Bewegung setzt und beim Sonnenuntergang Himmel und Meer verschmelzen lässt, hätte dann etwas Gutes getan. Was nichts anderes bedeuten soll, als dass Menschen bei ihren Reisen übers Meer beschützt werden.

 

Fürs Gelingen braucht Dominique Görlitz nicht nur seine eigene Kraft, er ist auf viele wissenschaftliche Förderer, Sponsoren und Goodwills aus aller Welt und natürlich auch auf Unterstützung von den Kanaren selbst angewiesen. Denn nichts ist klarer als dies: Gelingt ABORA-V, dann ist dies ein neues und wichtiges wissenschaftliches Argument mehr dafür, dass die Kanarischen Inseln ein außerordentlich vielfältiger Kulturraum sind, eine Art Konservierungsgebiet für Architektur, Sprachen und alte Kulturen.

Von León W. Schönau

 


2/ DEUTSCH-KANARISCHE KORRESPONDENZ AUS AGAETE


Wochenblatt,

Agaete, Gran Canaria

26.03.20111


Radio Agaete spricht Deutsch

 

Es ist wieder einmal Dienstag, 17:30 Uhr. Ich höre in Puerto de las Nieves/GC natürlich Radio Agaete 107,7 FM, denn ich warte auf Maria.

Fotogalerie © L.W.S. Radiointerview auf Spanisch mit Yeroy Nuez Santana und Maria Graf zum Thema Deutsch-Kanarische Freundschaft.
Fotogalerie © L.W.S. Radiointerview auf Spanisch mit Yeroy Nuez Santana und Maria Graf zum Thema Deutsch-Kanarische Freundschaft.

Mit dem flotten lateinamerikanisch instrumentierten Musikteppich und den kleinen lokalbezogenen kanarischen Scherzen des Radiomoderators Yeroy Nuez Santana ist es auf einmal aus und eine reife, wohlintonierende, fest gefügte weibliche Stimme, deutsch sprechend, taucht urplötzlich aus dem Teppich auf: „Hallo liebe Freundinnen und Freunde, hier ist wieder Maria und ihre halbe Stunde auf Deutsch in Radio Agaete 107,2 FM“. Dann räumt die Erkennungsmusik „Splish, splash“ den etwas strengeren deutschen Vorgeschmack beiseite und die Stammhörer können sich auf eine seriös recherchierte, aber locker und unterhaltsam gestaltete halbe Radiostunde freuen.

 

Gran Canaria und die Welt sind zu Gast, oder „Gran Canaria und alle andere Kanareninseln in der Welt“, wie Maria, die temperamentvolle deutsche „Laienmoderatorin“ mir zu verstehen gibt. Maria Graf ist seit über 30 Jahren Residentin im schönen Norden Gran Canarias. Sie ist „vecina“ in Agaete und Puerto de las Nieves mit Leib und Seele, also Einwohnerin und Nachbarin zugleich, mit besten zwischenmenschlichen Kontakten.

 

Ob es nun Kunst- und Kulturereignisse sind, im Club der Mayores des Ortes etwas zu tun ist oder ob sie auf der Fiesta de San Sebastián ihre kanarischen Freundinnen trifft und einen charla, einen Plausch, abhält. Spanisch spricht sie beneidenswert fließend.

Als Berlinerin ist sie in ihren jungen Jahren, zusammen mit ihrem Mann Peter, hier regelrecht hineingewachsen: Große Finca in den Bergen, zwei Töchter hier geboren. Jetzt in einem gastoffenen Haus in Agaete wohnend. Das sagt eben auch: La tercera edad, also Senioren, der Lebensabend, das Alter. Lebensgeschichten, wie es viele auf den Inseln hier gibt. Was also tun? Was ist sinnvoll? Was tue ich für mich, indem ich auch etwas für andere tue? Da tauchte die Radioidee auf. Gefragt, getan.

 

Die Leute vom Lokalsender waren aufgeschlossen. Sendeplatz und völlige Gestaltungsfreiheit, vale, in Ordnung. Keine Bezahlung, ehrenamtlich, das war für Maria schon von vornherein klar. Auf Sendung ist sie nun schon seit gut drei Jahren. Ihre Sendestruktur hat sich gut, hat sie gut entwickelt: Immer ein „großer“ wichtiger Beitrag, das Thema, sozusagen. Und mutig ist sie auch, denn Politik, auch kanarische Innenpolitik, wird hier nicht ausgeklammert. Gerade neulich war interessant, was Regierungschef Paulino Rivero auf der Messe Fruit Logistik in Berlin zur „Neubewertung“ der kanarischen Banane als Exportartikel sagte. Dazu sucht sie auch immer ziemlich treffsicher Musik heraus.

 

Natürlich würzen die Lokalinformationen das Halbstundenprogramm. Man kann sich danach eine gut ausgefüllte Kultur-, Kunst-, Tanz-, Fiesta- oder Wanderwoche zusammenstellen. Das Benzin auf den Kanaren wurde teurer: Was heißt das? Bringt die verordnete Geschwindigkeitsreduzierung etwas? Ja, Maria, und für wen sendest du das alles? „Natürlich für meine Freunde“, antwortet sie medien­untypisch, aber erfrischend und umgehend. Von Untersuchungen über Hörerzielgruppen weiß sie. „Allerdings muss ich mir noch mehr Feedback als bisher holen, es kommt selten von allein. Aber es ist wichtig für mich.“ Da wird sie was tun, vielleicht Feedback per E-Mail?

 

Die spanischen Stammhörer von Agaete 107,2 sprechen sie jedenfalls ganz einfach auf der Straße an.

„Du bist Maria, la alemána, du machst doch immer die gute Musik. Irgendwie möchten wir schon gern verstehen, was du da sagst.“

 

Neulich hat sie denn tatsächlich ihren spanischsprachigen Einstand im Sender gehabt, als ich Gast des Radios sein durfte. Wir sprachen, wie nicht anders möglich, über die deutsch-kanarische Freundschaft und „Canarias en Berlín“. Der Sender reicht natürlich nicht bis Teneriffa hinüber, dafür ist er zu klein. Aber wer mit der Fähre von Teneriffa in Puerto Las Nieves ankommt, kann schon mal die Skala rechts außen anpeilen... Die Sommer-Sendepause zwischen Juni und September wäre allerdings zu beachten. Da muss Maria unbedingt in Berlin am Puls der Zeit sein. Bei „Canarias en Berlín“, wo sie natürlich Mitglied ist, gibt es ja auch noch viel zu tun... Mit „Gracias al la Vida“ gesungen von Mercedes Soca lässt sie ihre halbe Stunde ausklingen. Danke Maria, ich freu mich auf die nächste Sendung (immer dienstags 17:30 Uhr, Wiederholung sonntags 17:00 Uhr, und natürlich auch im Internet unter www.radioagaete.com).

 

Fotos und Zext: León Wolfgang Schönau

 


1/ DEUTSCH-KANARISCHE KORRESPONDENZ AUS BERLIN 


Wochenblatt

Berlin

11.11.2010


FestibAAm mit Filmpremiere

 

Berlin zieht auch im grauen und nasskalten November alle an, die Kultur im weitesten Sinne lieben. Neben fast tausend Veranstaltungen pro Tag und Abend in der Metropole werben derzeit rund zehn Festivals aller Art um die Aufmerksamkeit der Kulturfans. Darunter das FestibAAm, mit der auffälligen Schreibweise der beiden „A“.

Workshop mit den kanarischen Regisseuren und Festivaldirektor Nicolas de la Barreda im Kino Babylon. (V.l.n.r. Félix Sabroso, Dunia Ayaso, Nicolas de la Barreda).
Workshop mit den kanarischen Regisseuren und Festivaldirektor Nicolas de la Barreda im Kino Babylon. (V.l.n.r. Félix Sabroso, Dunia Ayaso, Nicolas de la Barreda).

Dahinter verbirgt sich das Iberoafroamerikanische Kulturfestival, vor acht Jahren in Köln geboren, dann sich bis nach Bonn und Frankfurt/M ausdehnend, dann expandiert und expandiert... und nun endlich mit einem fulminanten spanischen Filmangebot vom 2.11. bis 4.11. im Melting-Point „Kult-Kino Babylon“ in Berlins Mitte gelandet.

 

Nicolás De la Barreda Molina und sein Team haben es geschafft, mit den zwei bekanntesten kanarischen Regietalenten, Dunia Ayaso und Félix Sabroso, zugleich ein Filmpaket ihrer nicht nur in Spanien bewunderten und geschätzten Filme mit nach Berlin zu bringen, das sich sehen lassen konnte. Das begann schon mit der Deutschland-Premiere von „La isla interior“ (Die innere Insel), jenem Spielfilm von 2009, inzwischen mehrfach preisgekrönt, der als der große Metaphernfilm für die psychologisch-sensible Darstellung des in sich gekehrten Lebens einer ganzen Familie steht. Herkunft und Zukunft, Erziehung und Entziehung, himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt, verstehend und verstörend... all das umfasst die einen in den Bann ziehende Geschichte der Geschwister Gracia, Martín und Coral und ihrer Eltern, in der auseinander strebende und zugleich sich gegenseitig anziehende Interessen und Motive aller Mitspieler das eigentliche Faszinosum ausmachen. Geraldine Chaplin in diesem Film (wieder) in einer authentischen Altersrolle als Mutter, dazu die äußerst glaubwürdig agierenden Antonio de Torre, Candela Peña, Alberto San Juan und Christina Marcos. Begeisterter Applaus von Publikum an beiden Vorführabenden!

 

Ein zweiter ebenfalls Aufsehen erregender Film des gleichen kanarischen Mann-Frau-Regietandems, „Los años desnudos“ (Die nackten Jahre) (2008), entwirft ein intimes zeitgeschichtliches Bild aus den Vorgängen um die Befreiung der Sexualität von Puritanismus, Verschweigen, Muff und Verkrampfung in der sogenannten postfrankistischen Zeit Spaniens („Transition“, 1978-1983). Lina, Sandra und Eva, drei attraktive Frauen arbeiten in eben dieser Zeit nur noch für sogenannte „Classificado-S“-Filmproduktionen Spaniens, die ersten Erotikfilme, die damals überhaupt gedreht wurden. Sie verkörpern zugleich das Aufwachen Spaniens aus einer langen Lethargie, erleben dabei aber auch alle Facetten der Unterdrückung, Niederlagen, des flüchtigen Erfolges und der Gefahr, am Ende als liegengebliebenes, kaputtes Spielzeug zu landen.

 

Alle Filme liefen mit temporeichen, gut gesetzten englischen Untertiteln, die dem gesprochenen Spanisch durchaus adäquat waren und immer noch Zeit ließen, etwas fürs eigene spanische Sprachverstehen zu tun.

Für Fans der Regiearbeiten der beiden kanarischen directores (die übrigens von sich selbst behaupteten „unser Leben ist reines Theater“) gab es noch weitere, sonst in Berlin nicht zu sehende Leckerbissen, wie „El grito en el cielo“ (Shout out), „Descongélate“ (Chill out), „Perdona bonita pero Lucas me quería a mí“ (Sorry, Liebling aber Lucas liebte mich). Insgesamt also ein neues tragfähiges festivalito für die überfüllte Festivalstadt, das genügend Berliner Cineasten in seinen Bann schlug und das wir auch deswegen gern für das nächste Jahr hier wieder erwarten.

 

Weitere Infos im Internet unter: www.festibaam.eu

 

León W. Schönau